Home Architecture Open House Wien 2021 steht unter dem Motto Resilienz

Open House Wien 2021 steht unter dem Motto Resilienz

von Markus Schraml
vivihouse, Open House wien 2921

Im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz haben Ulla Unzeitig und Iris Kaltenegger, die Gründerinnen des OPEN HOUSE WIEN, das diesjährige Schwerpunktthema Resilienz näher erläutert. Eine resiliente, also widerstandsfähige Stadt sei das Gebot der Stunde. Vor allem in Wien müssten Maßnahmen gesetzt werden, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. „Das Thema Hitze in der Stadt ist derzeit besonders aktuell“, sagte Unzeitig.

„Neben Begrünung und Entsiegelung sind es auch technologische Lösungen, die wir vermehrt einsetzen müssen, zum Beispiel Fotovoltaik, Anergie-Netze (Niedertemperatur-Wärmeverteilnetze Anm.), thermische Bauteilaktivierung, nachwachsende Rohstoffe usw.“, betonte Unzeitig. „Mittlerweile hat jeder verstanden, dass höhere Dämmstoffstärken Sinn machen. Das gleiche Umdenken wird nun in der alternativen Energieversorgung und der Betrachtung des gesamten Gebäude-Lebenszyklus‘ stattfinden. Denn in Zukunft werden diese Energie erzeugen statt verbrauchen. Und am Ende müssen sie wieder rückgebaut werden können, um als neuer Rohstoff wiederverwertbar zu sein.“

Das Open House Wien zeigt am 11. und 12. September 50 beispielhafte Gebäude und 12 Kurzfilme: vom Holzmodulbau über Bauteilaktivierung bis hin zu Baugemeinschaften. Die 8. Ausgabe des Architekturevents in der österreichischen Hauptstadt ist wie immer kostenlos zu besuchen – ganz dem Wahlspruch folgend: Architektur für alle!

Nutzungsoffene Strukturen

Den Organisatorinnen geht es aber nicht nur um das Klima, sondern auch um die soziale Resilienz in der Stadt. „Man hat den Eindruck, zukunftsfähige Städte müssen in erster Linie eine technologische Metamorphose durchlaufen. Aber es geht weit darüber hinaus. In Zukunft werden wir auf vielen Ebenen zusammenarbeiten müssen, um Ressourcen zu schonen und Nutzungen effizient zu gestalten, sodass ein soziales Zusammenleben der gesamten Bevölkerung gelingt. Finden wir alle unseren Platz in der Stadt? Haben wir alle das Gefühl, Teil dieser Stadt zu sein?“, fragte Iris Kaltenegger. „Nach der Pandemie müssen wir aus der Ohnmacht hinaus und uns neu organisieren. Gebäude wie die Garage Grande – eine Zwischennutzung, in die sich jeder einbringen kann – stehen für gelebte Partizipationen, die auch eine wirtschaftliche Komponente haben. Wir brauchten viel mehr nutzungsoffene Strukturen, die nicht völlig durchgeplant, sondern ergebnisoffen sind. Also mehr Mut zum Experiment!“

Das Atelierhaus C21 bietet eine Bandbreite von Nutzungen, die von den Wohnenden/Arbeitenden selbst gestaltet und bestimmt werden können. Foto © Nikos Kouklakis

Städte müssen in Zukunft Resilienz sowohl im Hinblick auf überraschend eintretende Ereignisse wie Epidemien, Trockenheit oder plötzliche Konflikte beweisen, als sich auch auf langfristig absehbare Trends vorbereiten – wie den Rückgang natürlicher Ressourcen, Verluste in der landwirtschaftlichen Produktion, demografische Veränderungen, den Klimawandel, politische Instabilität oder einen wirtschaftlichen Rückgang.

Stadt der Zukunft

Entsprechend den unterschiedlichen Aspekten des Stadtlebens wurden verschiedene Gebäude, die besucht werden können, ausgewählt. Darunter sind „An den Kohlenrutschen“, „bike&rails“, „Que[e]rbau Seestadt“, der „George Washington Hof“ oder das „Wohnprojekt Hasendorf“ in Niederösterreich. Dem Teilbereich Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Stadt wird in Form eines Erlebnis-MINT-Trails (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Rechnung getragen. Einblicke werden ins Deck50, Happylab, Botanicum, Wissens°raum und techLAB gewährt.

Krisen-resistente Städte brauchen ein funktionierendes Abfall-Managementsystem, Kreislaufwirtschaft und CO2-neutrales Bauen. Diesen Anforderungen folgt der Holz-Trail mit Gebäuden, bei denen das nachhaltige Material für den Neubau oder die Sanierung eingesetzt wurde: das Ilse-Wallentin-Haus, die Bootshalle Hedy Lamarr, das vivihouse, das HoHo Wien oder das Strohhaus Seyring. Wie Energie künftig erzeugt, gespeichert und verteilt wird, zeigen die Energie Krieau, Peer2Peer im Quartier, Atelierhaus c-21 und der SMART BLOCK Geblergasse.

Die Baugruppe Kohlenrutsche ist ein gemeinschaftliches Wohnprojekt auf dem Wiener Nordbahnhof-Gelände. Architektur: studio urbanek. Foto © Nikos Kouklakis

Dass Natur und Urbanität vereinbar sind, zeigt die biotope city. Zum Thema Nachverdichtung bestehender Gebäude kann ein Blick auf Skywood geworfen werden. Und Wood steht für einen Holzbau im dicht verbauten Gebiet. Dabei handelt es sich um ein Hotel aus Holz mit Stroh als Einblasdämmung. Bei OPEN HOUSE WIEN kann auch die Produktionsstätte dieser Dämmung besichtigt werden.

Das Ziel von OPEN HOUSE WIEN ist, Architektur am Puls der Zeit zu vermitteln und außergewöhnliche Gebäude zu öffnen, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind. Außerdem möchte das Team das Thema Stadtgestaltung und Baukultur in eine für Laien verständlichen Sprache übersetzen. Das Architekturvermittlungswochenende (11., 12. September 2021) wäre ohne die Hilfe der rund 150 Volunteers nicht möglich. Jedes Jahr wieder ist deren Einsatz bemerkenswert. Sie stehen für eine bewusste Identifikation mit der eigenen Stadt.

Ulla Unzeitig und Iris Kaltenegger sind die Gründerinnen des OPEN HOUSE WIEN. Foto © Petra Rautenstrauch

OPEN HOUSE WIEN (mit durchschnittlich 35.000 Besucher*innen) ist Teil der weltweiten Initiative OPEN HOUSE WORLDWIDE mit 750.000 Besucher*innen in 50 Städten.


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