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Schwebende Keramik von nendo

von Markus Schraml
Kichizaemon x nendo

KICHIZAEMON X ist eine Ausstellungsreihe des japanischen Töpfermeisters Raku Kichizaemon XV, Jikinyū (*1949). Das 15. Familienoberhaupt der berühmten Töpferdynastie kooperiert darin mit Künstlern und kreativen Persönlichkeiten aus anderen Sparten. In der neuesten Ausgabe setzt er seine Arbeit dem tiefen Blick des japanischen Designers Oki Sato (nendo) aus. Während in vergangenen Ausstellungen oft unterschiedliche Handwerks- und Kunstformen gegenübergestellt wurden, handelt es sich bei KICHIZAEMON X: nendo x Raku Kichizaemon Jikinyu um eine direkte Annäherung nendos an diese einmalige Herstellungstechnik von Teeschalen.

Für die 13. KICHIZAEMON X-Ausstellung entwarfen nendo und der Raku-Töpfermeister fünf Werkserien, die sich auf die Textur, das Innere, den Lauf der Zeit und die Materialeigenschaften von Raku-Töpferware konzentrieren. Die Ausstellung, die im Raku-Kichizaemon-Flügel des Sagawa-Kunstmuseums stattfindet, umfasst „junwan-chroma“, eine Sammlung von acht Keramikarbeiten, die durch Tinte und Einweichen entstanden sind, um die Farben voneinander zu trennen, und „junwan-redox“, eine Serie von drei Keramikarbeiten, die nach dem Aufsaugen von Metall erneut gebrannt wurden.

Die Entstehung von „junwan redox“ wirkt wie der Aufbau in einem Versuchslabor. Nach dem Aufsaugen des Metalls wird der Ton noch einmal gebrannt. © nendo

Die „junwan“-Arbeit basiert auf einer früheren Zusammenarbeit zwischen nendo und Raku Jikinyū für die Ausstellung „NENDO SEES KYOTO“, die im Schloss Nijo-jo in Kyoto Anfang des Jahres zu sehen war und die Werke beinhaltete, in denen nendo mit traditionellen Handwerkern aus Kyoto zusammengearbeitet hatte. Das Konzept des Aufsaugens wurde nun weiterentwickelt, indem die Schalen mit Wasser und wasserbasierter Füllhaltertinte getränkt wurden. Die verschiedenen Aktionen, die zwischen den drei Elementen Pigment, Wasser und Schale stattfinden, erzeugen einen einmaligen Ausdruck. Die Individualität, die jeder Teeschale innewohnt, wie Tonart, Brenngrad, Unterschiede der Dicke und kleinste Unregelmäßigkeiten, wird durch die Farbgebung betont.

Für „junwan chroma“ wird der poröse Raku-Ton mit Tinte bearbeitet. © nendo

Weitere Exponate der aktuellen KICHIZAEMON X-Ausstellung sind „jihada“, eine Installation, die aus fünf kleinen Räumen besteht, „chuwan“, ein Projekt, welches das Vergehen der Zeit thematisiert und „Michiwan“, eine Serie von vier Werken, die den Innenraum der Raku-Schalen sichtbar machen.

Das Innere der Schale

Eines der Hauptmerkmale von Raku-Töpferware, wie es in Chōjirōs Teeschalen, dem ersten Oberhaupt der Raku-Familie, veranschaulicht wird, ist das Innere der Schale. Gerade dieses Innere kann in konventionellen Ausstellungssituationen kaum vermittelt werden. Deshalb hat nendo den Hohlraum als feste Masse reproduziert, indem auf der Grundlage von 3D-Scandaten unter Verwendung von transparentem Acryl das Innere der Teeschale sichtbar gemacht wurde.

Ein Hauptmerkmal von Raku-Schalen ist das Innere. nendo hat diesen Hohlraum als feste Masse reproduziert und damit sichtbar gemacht. Foto © Akihiro Yoshida

Raku-Töpferware zeichnet sich durch einen rohen Ausdruck, der von der händischen Bearbeitung des Tons herrührt, wobei keine Drehscheibe verwendet wird. Das führt dazu, dass die Form einer Raku-Teeschale uneben ist und sich von der radialen Symmetrie einer Schale, die mithilfe einer Drehscheibe entstanden ist, stark unterscheidet.

Drehen und schweben

Die britische Künstlerin Julie Brook, die von Raku Kichizaemon XV 2016 nach Kyoto eingeladen worden war, zeigte sich von den Raku-Teeschalen fasziniert und sagte, sie erscheinen, als würden sie sich ständig in Bewegung befinden. Sie würden zudem eine Verbindung und eine Fortführung der Natur darstellen. Diese Sichtweise griffen die Designer von nendo auf und suchten nach einer Ausstellungsmethode, die diese Eigenschaft hervorhebt. Es entstand die Idee, das Objekt schweben zu lassen. Dies erreichten sie durch den Einsatz mehrerer Magnete, die so kombiniert wurden, dass ein Gleichgewicht zwischen ihren „abstoßenden“ und „anziehenden“ Kräften entstand.

Bei „chuwan“ lassen die Designer von nendo die Schalen von Raku Kichizaemon XV Jikinyū schweben. Foto © Akihiro Yoshida

Raku wurde im 16. Jahrhundert von Chōjirō entwickelt, dessen Schüler bekam ein Siegel mit dem Schriftzeichen für raku (dt: „Freude“) verliehen und übernahm es als Familiennamen. Damit wurde eine Töpferdynastie begründet, die bis in die Gegenwart existiert. Die Namen des Produkts und des Meisters sind gleich und bilden eine Jahrhunderte währende Einheit.


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