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Sofa modular – Meister der Wandlungsfähigkeit

von Markus Schraml
Sofa modular

Keine andere Möbelkategorie wird von den Herstellern so stark auf Modularität ausgerichtet, wie das Sofa. Fixe Einzelstücke, bei denen nur unterschiedliche Stoffbezüge oder Leder ausgewählt werden können, sind selten geworden. Viel eher trifft die zeitgenössische Kundin auf Sofasysteme und individuell zusammenstellbare Sofalandschaften. Was Vorteile für den Nutzer hat, beinhaltet ebenso viele – wenn nicht sogar mehr – Vorteile für den Möbelproduzenten. Wurde einmal ein Design entwickelt, kann es aufgrund hoher Flexibilität jedem Kundenwunsch angepasst werden. Wenn ein Sofa grundsätzlich Gefallen findet, soll es nämlich nicht an der konkreten Umsetzung scheitern. Die Anforderungen der jeweiligen Wohnumgebung können durch einen hohen Grad an Modularität erfüllt werden.

Materialreduktion und Spielfreude

Das Wiener Designstudio EOOS hat für Walter Knoll das leicht anmutende Sofa „Muud“ entworfen. „Wir hatten den Ehrgeiz, mit möglichst wenig Material eine weiche, luftige Anmutung zu schaffen“ sagt Martin Bergmann über den Anspruch des Designs. Dabei dauerte der Prozess mehrere Jahre, in denen die Konstruktionen verändert, Funktionen optimiert und Polster neu gestaltet wurden. „Muud hat eine rhythmische Abfolge von Präzision und Weichheit, von Behaglichkeit und Geradlinigkeit. Dieses Sofa kann viel und ist ästhetisch sehr prägnant. Wir haben es verbessert und verbessert und verbessert“, erklärt Gernot Bohmann von EOOS. Das Sofa ist für kleinere Grundrisse konzipiert und vermittelt den Eindruck von lockerer Urbanität. Es kann variabel eingesetzt werden. So lässt sich die Récamiere frei über den Boden schwenken. Der Kuschel-Charakter wird mit einem neu entwickelten Daunenkissen, dem „Dream Cushion“ betont. Noch einen Tick spielerischer ist die Arbeit von Soda Designers für Wittmann ausgefallen. Nomen est omen – „Playtime“ lässt sich in unterschiedlichsten Varianten gestalten, wobei dieses Sofa seine größte Wirkung in einer Kombination verschiedener Oberflächen entfaltet. Das ergibt eine eigentümliche Mischung aus Eleganz und Lässigkeit. Letztere Eigenschaft verstärkt sich, wenn die Armlehne nicht als Verlängerung der Rückenlehne ausgeführt wird, sondern als eine Art Leder ummantelter Flügel. Auf jeden Fall ist der Sitzkomfort durch die typische Wittmann-Polsterung gewährleistet. Die filigran wirkenden Stahlfüße sind flächenbündig in den bezogenen Rahmen eingelassen, was dazu führt, dass selbst bei größeren Zusammenstellungen die Leichtigkeit gewahrt bleibt. Nicht unwichtig sind die zahlreichen Accessoires und Ablagen, mit denen „Playtime“ personalisiert werden kann. Etwa mit einem lederbezogenen Bücherbord, das auf einer Ablage aus edlen Holzarten wie Rüster oder echter Mooreiche sitzt.

Muud EOOS, Walter Knoll

EOOS haben mit „Muud“ ein Sofa-Konzept erdacht, das mit möglichst wenig Materialeinsatz viel urbane Wohnlichkeit verströmt. © Walter Knoll

 

Wandelbare Wohnkonzepte

Für das Jahr 2020 hat Rolf Benz mit dem italienischen Designbüro von Luca Nichetto das neue Living Concept „LIV“ entwickelt, das ein kosmopolitisches Lebensgefühl unterstreichen soll. Es besteht aus Sofaelementen, Regalen und Couchtischen. Dabei mischen Nichetto und Francesco Dompieri Grau- und Schwarzweißtöne mit Gewürzfarben und Metalltönen wie Ockerbeige und Marrone. Weniger modular aber dafür sehr wandelbar ist das in Köln vorgestellte Sofa freistil 137 von Rolf Benz. Der Hersteller bezeichnet es als Sofatagesbett. Auf diesem Stück kann sowohl gesessen als auch geschlafen werden. Die Verwandlung passiert über Magnhttps://www.rolf-benz.com/en_OC/etverbindungen. Florian Kallus und Sebastian Schneider (kaschkasch) zeichnen für das Design verantwortlich: „Üblicherweise werden zugunsten einer Funktion ästhetische Abstriche gemacht. freistil 137 hingegen sieht immer gut aus – und ist zugleich sehr leger und intuitiv zu bedienen. Alle drei Funktionen sind formal und ästhetisch auf Augenhöhe.“ Designer Rodolfo Dordoni hat für die spanische Outdoor-Marke Kettal das modulare Sofa „Molo“ gestaltet und sich dafür von den Piers und Liegeplätzen für Boote inspirieren lassen. Die orthogonale Geometrie dieses Möbels basiert auf einer rechteckigen Struktur. Jedes Modul kann zerlegt und neu zusammengestellt werden. Obwohl die einzelnen Elemente voluminös sind, bleibt der Gesamtcharakter minimalistisch und durchaus zurückhaltend. Wie üblich bei Sofas wird das endgültige Flair durch die individuelle Auswahl der Farben, Stoffkombinationen und Details bestimmt.

 

Flussfindlinge und Schienengleiter

Andrea Steidls Inspiration für seine erste Zusammenarbeit mit LaCividina kommt aus der Geologie. Aus den zentralen Modulen in verschiedenen Größen lassen sich unterschiedlichste dynamische Kombinationen bilden. Tatsächlich erinnern die Elemente von „Suiseki“ an große Flussfindlinge, die durch ihre Form in jeder Zusammenstellung einen organischen, manchmal sogar zufällig wirkenden Eindruck hinterlassen. „Suiseki“ ist mit seiner skulpturalen Erscheinung atemberaubend. Die brasilianische Architektin Patricia Anastassiadis hat ihre neue Möbelkollektion für Artefacto präsentiert. Für die „Edition 2020“ ließ sich Anastassiadis von drei Themenbereichen beeinflussen: Ihr Faible für japanische Ästhetik, Gedanken über menschliche Grundbedürfnisse sowie die Skulpturen und Gemälde des französisch-deutschen Künstlers Jean Arp. Die Inspiration für das modulare Sofa „Geta“ kommt von japanischen Holzsandalen. Außerdem sieht das Konzept Schienen vor, auf denen die Sitzmodule und Tische horizontal über den Grundrahmen verschoben werden können.

 

Ikonische Lückenfüller

Nach 50 Jahren ist eine Ikone des Sofadesigns wieder in Produktion. Das von Mario Bellini 1970 für B&B Italia entworfene „Camaleonda“-Sofa hat die Ästhetik seiner Zeit mitbestimmt und wird nun nach einem sorgfältigen Prozess der gestalterischen Auffrischung wieder auf den Markt gebracht. „Zu Beginn der 1970er Jahre stagnierte die Entwicklung von Polstermöbel. Entweder gab es langweilige traditionelle Stereotypen oder radikal-provokative Zukunftsvisionen. Letztere waren zwar stimulierend, aber trugen kaum zur Entwicklung neuer häuslicher Verhaltensmuster oder zu neuen Möbeltypologien bei“, erinnert sich Mario Bellini. Deshalb konnte „Camaleonda“ eine Lücke füllen. Der Name des Sofas drückt ziemlich genau seine Form und Funktion aus. Bellini: „Camaleonda ist ein Name, den ich 1970 erfunden habe und der aus zwei Wörtern besteht. Erstens der Name eines außergewöhnlichen Tieres, des Chamäleons (camaleonte auf Italienisch), das sich an die Umgebung anpassen kann und zweitens das Wort onda, Welle, das sich sowohl auf das Meer als auch die Wüste bezieht.“ Nicht 50 aber immerhin 20 Jahre alt und noch dazu in ununterbrochener Produktion sind „Bloom“ und „Wall“. Living Divani feiert dieses Jubiläum unter dem Motto „20+20“. Während „Bloom“ ein außergewöhnlicher Lounge Chair von Piergiorgio Cazzaniga ist, stellt „Wall“ von Piero Lissoni den Startpunkt des Unternehmens in das neue Jahrtausend dar. Die besondere Modularität dieses Entwurfs ergibt sich aus Sitzen, Rückenlehnen und Armlehnen in perfekter, klarer Form, die sich frei kombinieren lassen. Das Design von Lissoni bildete die Grundlage für so ikonische Stücke der Marke wie „Extra Wall“ (2002) oder „Extrasoft“ (2008).

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