Beim britischen Wood Award geht es darum, besonderes Produktdesign und herausragende architektonische Lösungen mit Holz auszuzeichnen. Die Organisatoren wollen dieses nachhaltige Material promoten und die Vielfalt der möglichen Anwendungen einem breiteren Publikum zur Kenntnis bringen. Nun wurden die Preisträger der aktuellen Ausgabe des Awards, der 1971 als Carpenters‘ Award begann, bekanntgegeben. Insgesamt 11 Projekte wurden prämiert, der Großteil davon im Baubereich.
Der Hauptpreis, der Gold Award ging an das Cork House-Projekt in Eton, eine Reihe von Häusern aus Kork und Holz mit Dächern, die an Stufenpyramiden erinnern. Wobei der Abschluss von einem Oberlichtfenster gebildet wird. Die Korkblöcke (aus der Rinde der Korkeiche) wurden vorgefertigt angeliefert und vor Ort ohne Mörtel oder Leim zusammengesetzt. Sie können an ihrem Nutzungsende als biologische oder technische Grundstoffe weiterverwendet werden. Im Inneren wurden Eichenholzdielen verlegt, die auf Trägern aus Accoya-Holz ruhen, die wiederum auf Schraubpfählen aus Stahl lagern. Accoya wurde ebenfalls für die maßgeschneiderten Türen, Fenster und Außentreppen verwendet. Für die Tischlerarbeiten im Inneren und für die Möbel wurde österreichische und estnische Fichte verwendet. Weitere Holzarten sind portugiesische Korkeiche, neuseeländische Kiefer, amerikanische / kanadische westliche rote Zeder sowie amerikanische Weiß-Eiche. Für die Architektur zeichnen Matthew Barnett Howland sowie Dido Milne und Oliver Wilton verantwortlich. Ausführendes Büro war MPH Architects.
Die Kategorie „Commercial & Leisure“ gewann der Umbau des Royal Opera House in London. Architekt Stanton Williams hat den Eingangsbereich transparenter gestaltet sowie das komplett neue Linbury Theater geschaffen. Neue Foyers, Terrassen, Cafés, Bars, Restaurants und Einzelhandelsgeschäfte machen das Haus nun auch außerhalb der Vorstellungen zu einem Erlebnis. Für den Eingangsbereich wurden subtile Holzelemente in den Steinboden eingelegt. Das im Untergeschoss situierte Linbury Theater empfängt seine Besucher mit einem Foyer in doppelter Raumhöhe. Hier wurden die aufeinander abgestimmten Furnieroberflächen durch lineare Gitter aus Holzstäben und Massivholzparkett ergänzt. Das Linbury Theater ist vollständig mit amerikanischem schwarzem Nussbaum verkleidet, inspiriert von der üppigen Kirschbaumverkleidung im Hauptsaal des Opernhauses aus dem Jahr 1858.
In der Kategorie „Education & Public Sector“ konnte die Cambridge Central Mosque die Jury überzeugen. Marks Barfield Architects schufen hier einen Ort der Besinnung, dessen Gewölbe aus Holz eine beruhigende Atmosphäre ausstrahlt. Für die Struktur aus Brettschichtholz und CLT wurden europäische Fichte, Eiche und Mahagoni verwendet. Sich wiederholende formale Motive sind Sternoktogone und Achtecke. Die „Interiors“-Kategorie gewann das Battersea Arts Centre von Haworth Tompkins. Es handelt sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude aus den 1890er Jahren. Im März 2015 brach in der nördlichen Gebäudehälfte ein Brand aus, der das Dach des größten Veranstaltungsraums zerstörte. Die ursprüngliche Gewölbedecke ging vollständig verloren. Anstatt sie nachzubilden, wurde eine zeitgenössische Sperrholz-Gitterdecke konzipiert. Die neue Decke folgt der Krümmung des Originals und spiegelt die Motive im Putz wider. Die neue Decke besteht aus drei Schichten 18 mm dickem Birkensperrholz. Viele Öffnungen ermöglichen mehrere Montage- und Beleuchtungspositionen über den im Dachraum eingebauten technischen Laufsteg.
Das „Small Project“ des Jahres ist die Installation MultiPly, die beim jüngsten London Design Festival zu sehen war. Für den Auftraggeber American Hardwood Export Council haben Waugh Thistleton Architects einen Holzpavillon aus Hartholz CLT geschaffen, der einem vertikalen Labyrinth aus aufgestapelten Modulen und Treppen gleicht. Die dabei entstehenden labyrinthischen Räume luden die Besucher*innen dazu ein, die Verwendung von Holz in der Architektur zu erforschen. Der Pavillon zeigte, wie Holzkonstruktionen konfiguriert, wiederverwendet und wiederverwertet werden können. Er wurde an drei verschiedenen Orten in unterschiedlicher Form präsentiert. Das Projekt bewies, dass komplexe Strukturen aus Holz im modularen Aufbau schnell und unkompliziert errichtet und wieder abgebaut werden können. MultiPly war die erste Struktur aus CLT in Großbritannien. Der „Structural Award“ ging an das Projekt House in a Garden von Gianni Botsford Architects. Dabei wurde ein desolater Bungalow, der in den 1960er Jahren im Garten einer Villa aus den 1840er Jahren erbaut worden war, ersetzt. Der Bau befindet sich im Erdgeschoß und verfügt über zwei Untergeschosse. Trotz der eingeengten Lage gelingt es den Architekten, eine luftige Struktur mit viel Licht und Ausblicken zu kreieren. Das gesamte Gebäude besteht aus Holz. In strukturelle Hinsicht wurde es für das Dach verwendet, das eine außergewöhnliche, zelt-artige Form annimmt. Auch für Wand-, Boden- und Deckverkleidungen sowie für die Treppe wurde Holz verwendet. Konkret europäische Fichte, Birke und Douglasie.
In der Kategorie „Bespoke“ entschied sich die Jury für zwei Gewinner. Einerseits The Kissing Benches, andererseits das Projekt Littoral Chances 1&2. Bei Letzterem handelt es sich um wundersame Kabinettschränke von David Gates, der diese chaotisch wirkenden Gebilde nach traditionellen Konstruktionsmethoden gefertigt hat. Die Inspiration dafür kommt von gestapelten Containern und Kisten in Häfen oder Industrieanlagen. Das Holz dafür wurde gesägt, geschabt, gehobelt und gespalten, um die unterschiedlichen Oberflächen des Materials zu betonen. Holzarten: europäische Eiche, Mooreiche, libanesische Zeder, Douglasie, Ripple Sycamore (Platanengewächs) sowie amerikanisches Vogelaugenahorn. Die Kissing Benches sind eine Arbeit von Alison Crowther für Glyndebourne, der dafür grüne Stieleiche verwendete. Die Holzbank steht im wieder eröffneten Figaro Garden von Glyndebourne und ergänzt die dortige Henry Moore-Skulptur. Crowther interpretiert eine alte Art der Sitzgelegenheit im Freien neu. Die riesigen Balken wurden von Hand bearbeitet, um eine ergonomische Sitzfläche zu schaffen. Ebenfalls eine Bank gewann die „Production“-Kategorie der Wood Awards 2019. Ian McChesney hat aus europäischer Eiche und amerikanischer Schwarznuss zwei Arten dieser Bänke kreiert. Die Galeriebank ist dafür gedacht, in der Mitte eines Raumes aufgestellt zu werden. Mit ihrer Tiefe von 900 mm kann man sich von beiden Seiten daraufsetzen. Die schmälere Foyerbank (600 mm) kann an eine Wand gestellt werden. Die Bänke werden zunächst mit einer 5-Achs-CNC-Maschine ausgeschnitten und danach von Hand zusammengebaut und so bearbeitet, dass ein elegantes Kantenprofil entsteht. Ebenfalls von Hand aufgetragene Hartwachsöle sorgen für einen möglichst natürlichen Look.
Im Rahmen der Wood Awards wird auch der Student Award verliehen. In diesem Jahr gewann Elissa Brunato mit ihrem Projekt Bio Iridescent Sequin. Eigentlich arbeitet Brunato im Bereich Biotechnologie. Allerdings kreiert sie ihre bunt-schimmernden Pailletten aus in der Natur reichlich vorhandener Zellulose. Diese Pailletten schimmern ohne chemische Zusätze und sind deshalb eine nachhaltige Alternative für die Mode- und Textilindustrie. Den „People‘s Choice Award“ innerhalb der Studenten-Kategorie konnte Anton Mikkonen mit seinem Udon Stool für sich entscheiden. Mikkonen verbindet hier sein Faible für Holzmaserung mit einer außergewöhnlichen Ästhetik. Der Hocker besteht aus fünf Teilen, die alle mit einer 2D CNC-Maschine herausgefräst wurden, ebenso die Löcher für die Beine. Die Studentenkategorie ist mit zwei Geldpreisen ausgestattet: 1.000 Pfund für die Gewinnerin Elissa Brunato und 500 Pfund für den Sieger der Publikumswahl.
Seit einigen Jahren wird in Großbritannien vermehrtes Augenmerk auf Handwerk gelegt und traditionelle wie außergewöhnliche handwerkliche Leistungen stärker publik gemacht. Die Bearbeitung von Holz spielt dabei eine wichtige Rolle. Mit den Wood Awards werden diesbezügliche Leistungen von kompetenter Stelle vor den Vorgang gebeten und unterstützt.