Home Architecture Tutanchamun im Grand Egyptian Museum

Tutanchamun im Grand Egyptian Museum

von Markus Schraml
GEM, Atelier Brückner

Es ist irgendwie passend, dass die Entstehung des neuen Museums für altägyptische Kunst nun schon 20 Jahre lang dauert. Die Ursache dafür liegt an finanziellen Problemen und politischen Umwälzungen wie dem Arabischen Frühling, der Mursi-Regierung und schließlich der Rückeroberung der Macht durch das ägyptische Militär. Das Konzept des Neubaus stammt vom irischen Büro heneghan peng architects.

Laut jüngsten Aussagen aus Regierungskreisen soll die Museumseröffnung nach mehrfachen Verschiebungen nun 2023 erfolgen. Menschen, die sich für das ägyptische Altertum interessieren, können sich schon jetzt darauf freuen, denn ein großes Areal im Grand Egyptian Museum (GEM), das unweit der Pyramiden von Gizeh situiert ist, wird dem Grab des Tutanchamun gewidmet sein. Für die Gestaltung dieser 7500 m² großen Ausstellungsfläche zeichnet das ATELIER BRÜCKNER verantwortlich. Das Team des Stuttgarter Studios rund um Shirin Frangoul-Brückner ist auf die Szenografie von Museen und Ausstellungen spezialisiert. Jüngste Aufträge waren zum Beispiel die Neukonzeption des „Natural History Museum Oslo“, das „Museum of the Future“ in Dubai oder die Neugestaltung des archäologischen Museums in Lissabon.

Grabsituation erlebbar machen

Für die Tutanchamun-Galerie konzipierte das Studio eine narrative Besucherführung. Der Raum ist in zwei parallel verlaufende Flügel mit einer Länge von je 180 Metern und einer Höhe von 16 Metern geteilt. Gezeigt werden sämtliche Objekte aus dem Grab Tutanchamuns, 5400 Stück – darunter etwa 3000 -, die bisher noch nie zu sehen waren. „Im alten Ägyptischen Museum in Kairo waren bislang nur einzelne Objekte ausgestellt. Im neuen Museum können wir nun sämtliche Exponate und die gesamte Grabsituation zeigen und zugleich die Geschichte der ägyptischen Vergangenheit umfassend erzählen. Zu den zentralen Herausforderungen zählte dabei, eine Besucherführung zu entwickeln, die der erwarteten Besucherzahl von über 15.000 Menschen täglich gerecht wird. Ebenso mussten wir eine Lösung finden, um in den riesigen Ausstellungshallen vergleichsweise kleinformatige Objekte in Szene zu setzen“, erläutert Shirin Frangoul-Brückner.

Die Tutanchamun-Galerie ist im zweiten Obergeschoss des neuen Museums angesiedelt. Alle Objekte, die dem jung verstorbenen König damals auf seine Reise mitgegeben wurden, werden hier zu sehen sein: darunter Musikinstrumente, Jagdutensilien und Schmuck. „Um die riesige Menge an Objekten sinnvoll zu erfassen, haben wir die umfangreichen Informationen der bestehenden Datenbank mit der 3D-Planung der insgesamt 120 Ausstellungsvitrinen digital verknüpft. Die größte dieser Vitrinen zeigt die sechs Streitwagen aus der Grabkammer“, berichtet Brückner.

Das Stuttgarter Atelier versucht mit seiner Szenografie, die Besucher in die Geschichte eintauchen zu lassen. Dafür wird mit Raumbildern, Raumambiente und Raumdramaturgien gearbeitet. „Wir erzählen den Weg des Königs vom Leben über den Tod bis zum Leben nach dem Tod und entführen die Besucher zugleich in die mystische Welt der Ägypter“, beschreibt Brückner das Konzept. Die Ausstellung lässt sich in zwei Richtungen begehen, entweder als Parcours, der die Geschichte des jungen Pharaos erzählt oder als Weg, den Howard Carter, der Entdecker des Grabes, vor einhundert Jahren gegangen ist – also einen wissenschaftlichen Blick eröffnet.

Im Raum Geschichten erzählen

Die Designerinnen arbeiteten mit den Mitteln des Storytellings. „Im Zusammenspiel von Materialien, Licht, Grafik und interaktiven Medien wollen wir ein emotionales Erlebnis für die Besuchenden schaffen. Ganz wichtig dabei ist, dass wir die Ausstellung nicht als Summe von Einzelgeschichten, sondern als durchgehende Narration mit Prolog und Epilog erzählen“, betont Brückner. „Als zentrales Gestaltungselement haben wir für die Tutanchamun-Galerie eine 125 Meter lange und 5,50 Meter breite, illuminierte Deckeninstallation aus einem Bronzegeflecht entwickelt. Die Installation symbolisiert den Weg des Pharaos zur Sonne.“

Neben der Tutanchamun-Galerie lag die Gestaltung der Haupterschließungsachse des Museums in den Händen des ATELIER BRÜCKNER: Der beflaggte Außenbereich des Museums und das Atrium mit einer riesigen Statue Ramses II. Hinzu kommen die Grand Stairs – 180 Meter langes Rückgrat des Museums mit tonnenschweren Großskulpturen – und ein Kindermuseum mit 3500 m² Ausstellungsfläche.


Mehr zum Thema


Weitere TOP-Artikel

-
00:00
00:00
Update Required Flash plugin
-
00:00
00:00