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Welche Auswirkungen hat gutes Design? Helsinki evaluiert

von Markus Schraml
City of Design Helsinki Survey

Helsinki unternimmt seit vielen Jahren massive Anstrengungen im Hinblick auf die Entwicklung und Verbesserung von Services sowie der städtebaulichen Entwicklung. Das Besondere daran ist der Einsatz unterschiedlicher Designmethoden, mit denen zum Beispiel Dienstleistungen aus einer Human-centered Perspektive betrachtet und angepasst werden. Die Verantwortlichen sind sich der Vorbildfunktion Helsinkis als City of Design durchaus bewusst und doch fehlte bisher eine umfassende Evaluierung des Einflusses von Design auf die Stadtentwicklung. Nun präsentierte die Stadt Helsinki eine erste tiefgehende Untersuchung, die von der Design-Abteilung der Aalto-Universität durchgeführt wurde. Darin bestätigen die Forscher*innen, dass Design in Helsinki in hohem Maße und großer Vielfalt angewendet würde. Mit den Methoden des Designs wurde den Kunden*innen eine Stimme gegeben, wodurch das Verständnis für die Wünsche der Bürger*innen gehoben und die Services verbessert werden konnten, so die Forscher*innen. Ein wichtiger Punkt sei auch die Anwendung von umfassenden Designstrategien. Diese führten zu mehr Kundenorientierung und besseren innerbetrieblichen Modellen. Neben der Erhebung des Status quo offenbarte die Studie auch Bereiche, in denen noch Luft nach oben vorhanden ist. Etwa in Bezug auf die große Varianz in der Designkompetenz innerhalb der Stadt. Oder im Hinblick auf die Vermittlung des konkreten Nutzens von Design in den zahlreichen Projekten, die von der Stadt durchgeführt werden. Päivi Hietanen, Helsinkis City Design Manager war sich der Notwendigkeit einer umfassenden Untersuchung über die Designaktivitäten bewusst: „Die Ergebnisse der Forscher haben unser Verständnis gestärkt, dass wir vermehrt in systematische und beständige Designaktivitäten investieren müssen. Außerdem sollten wir Informationen und Lehren aus verschiedenen Designprojekten noch mehr systematisch sammeln und austauschen.“

Im Rahmen der Studie erstellten Studenten der Aalto-Universität auch eine City Design Map, auf der Helsinkis Designaktivitäten in sechs Kategorien unterteilt werden. Damit können unterschiedliche Designprojekte erfasst, aufgegliedert und ihr Wert und Charakter bestimmt werden. Die Kooperation zwischen Stadt und Aalto-Universität, die in diesem Frühjahr begonnen hatte, wurde im Herbst mit einem Strategic Co-Design-Kurs fortgesetzt. Die Ergebnisse der Analyse-Phase wurden noch einmal unter die Lupe genommen und die Schlussfolgerungen nachgeschärft. Für Päivi Hietanen ist die interaktive City Design Map ein willkommenes Kommunikationstool. „Unsere Arbeit mit den Studenten führte zu konkreten Werkzeugen, die wir dazu verwenden können, um unsere Projektziele zu definieren und das Erreichen dieser Ziele messen zu können. Das ist eine gute Basis für unsere weitere Stadtentwicklungsarbeit.“

Sampsa Hyysalo, Professor für Co-Design an der Aalto-Universität sieht Helsinki als Design-Pionierin, vor allem im Hinblick auf Umfang und Vielfältigkeit der Aktivitäten. Dadurch würden sich ganz neue Herausforderungen für die Entwicklung von Design ergeben. „Uns hat diese Zusammenarbeit eine einmalige Perspektive auf den weitreichenden Einsatz von Design im urbanen Kontext gegeben, sowohl im Rahmen der Forschungs- als auch der Studentenprojekte“, sagt Hyysalo.

Die Designaktivitäten von Helsinki stoßen auf internationales Interesse. Für Meri Virta von der Stadtverwaltung Helsinki bedeutet Design vor allem, sich auf den Menschen zu fokussieren und die Perspektive des Kunden einzunehmen. „Helsinki möchte die funktionalste Stadt der Welt sein. Eine funktionale Stadt entsteht durch Kooperationen, durch das Hören auf den Kunden und die Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse. Design hat in dieser Hinsicht viel zu bieten. Wir wollen auch Vorreiter bei der Bewertung unserer Designaktivitäten sein. Deshalb würde ich es begrüßen, wenn wir die Kooperation mit der Aalto-Universität auch in Zukunft fortführen würden“, wünscht sich Virta.

Ein weiterer Beweis für die internationale Strahlkraft der Designaktivitäten in Helsinki, ist die Wahl der finnischen Hauptstadt zur Guest City bei der Beijing Design Week im nächsten Jahr. Dort soll die Vorreiter- und Vermittlungsrolle von Helsinki vor allem durch ein interaktives Eventprogramm umgesetzt werden und weniger durch statische Ausstellungen. Kari Korkman, CEO der Helsinki Design Week erklärt: „Wir wollen Plattformen schaffen, auf denen Diskurse geführt werden sowie neue Konzepte in Workshops und Labors entwickelt werden können.“ Es wird auch darum gehen, den Designansatz der Stadt Helsinki verständlich zu machen. Ein Ansatz, der das Leben der Bürger*innen im hohen Norden verbessert hat. Die Suche nach geeigneten Partnern mit innovativen Programm-Ideen hat bereits begonnen. Helsinki will seine Designgeschichte in Peking über drei Hauptthemen kommunizieren: Wellbeing, Stadtentwicklung und Bildung.


 

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