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Wie sicher fühlen sich Menschen in einem fahrerlosen Shuttle?

von Uwe Prenner
Salzburg Research, Autonomer Bus

Salzburg Research hat in einer Studie das Sicherheitsempfinden von Fahrgästen in einem fahrerlosen Shuttle-Kleinbus untersucht. Der Ausgangspunkt für diese Untersuchung ist die Annahme, dass autonome Shuttles einen wichtigen Beitrag zu einem regionalen Mobilitätssystem beitragen können, sofern sie gut in ein vielfältiges Verkehrsumfeld eingebettet sind.

„Autonome Fahrzeuge, insbesondere Shuttles und Busse mit minimaler Beteiligung eines Fahrers oder einer Fahrerin oder gänzlich fahrerlose Shuttles werden sich in unserem Mobilitätssystem aber nur dann durchsetzen, wenn die Gesellschaft diese Dienste akzeptiert und nutzt“, gibt Claudia Luger-Bazinger, Innovationsforscherin bei Salzburg Research, zu bedenken.

Salzburg Research untersuchte die subjektive Sicherheit (die Forscher*innen sprechen von wahrgenommener Sicherheit) von Fahrgästen in einem autonomen Shuttle (SAE Level 4) ohne Operator an Bord. Also ohne eine kontrollierende Person innerhalb des selbstfahrenden Fahrzeugs. Überwacht wurde die Fahrt von einem Supervisor in einer Leitzentrale. Sechzehn Fahrgäste probierten die fahrerlosen Shuttles aus und berichteten über ihr Sicherheitsempfinden während der Fahrten. Dabei absolvierten die Proband*innen unterschiedliche Testszenarien und wurden auch mit unangenehmen Situationen konfrontiert: So saßen sie in einem Szenario ganz alleine im selbstfahrenden Shuttle, bei einem anderen zu zweit, aber mit einem pöbelnden Mitfahrer. Außerdem wurde untersucht, wie sich die Testpersonen organisieren, wenn die höchstzulässige Fahrgastzahl überschritten wird. Auch ein technisches Gebrechen wurde simuliert.

Im Verlauf der Studie wurden unterschiedliche Szenarien getestet. © wildbild

Subjektives Sicherheitsgefühl beeinflusst Akzeptanz

Die Akzeptanz und Bereitschaft der Menschen, automatisierte Fahrzeuge zu nutzen, hängt von mehreren Faktoren ab: soziodemografische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildungsniveau, sowie kontextbezogene Faktoren wie Kaufpreise, Anreize, Bekanntheitsgrad sowie Fahr- und Wartezeiten spielen eine Rolle. Einer der wichtigsten Aspekte für die Akzeptanz ist jedoch die wahrgenommene Sicherheit aus Sicht der Fahrgäste. „Da es sich bei automatisierten Shuttles um eine neue Form des Transports ohne menschliche Fahrer*innen handelt, müssen die Nutzer*innen Vertrauen in fahrerlose Shuttles haben, um sich sicher fühlen“, sagt Luger-Bazinger.

Im Allgemeinen war das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste in der Studie hoch. Die Fahrgäste wurden nach jeder Testfahrt befragt und gaben an, dass sie sich insgesamt „sicher“ (27 % der Antworten) oder „sehr sicher“ (73 % der Antworten) fühlten. Keiner der Fahrgäste wählte die Option „weniger sicher“ oder „nicht sicher“.

Vertrauen und Fahrstil

Auf die Frage, welche Faktoren ihr Sicherheitsempfinden beeinflussen, gaben die Fahrgäste über alle Testfahrten hinweg 63 Aussagen ab, die weiter analysiert wurden. „Die Antworten der Fahrgäste konnten in vier verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Die wichtigsten beiden Einflussfaktoren waren Fahrstil des Shuttles und Vertrauen in die Technik“, erläutert Luger-Bazinger. Einer der Fahrgäste fühlte sich beispielsweise sicher durch eine „Fahrt ohne Ruckeln…“. Ein anderer Fahrgast schätzte „die sehr ruhige Fahrt“ und wieder ein anderer Fahrgast genoss das „… sanfte Bremsen und die sehr leisen Fahrgeräusche“.

33 % der Befragten gaben an, dass ihr eigenes Vertrauen in die Technik ihr Sicherheitsempfinden beeinflusst. Ein Fahrgast nannte die folgenden Faktoren: „Vertrauen in die Technik, Fremdheitsgefühl aufgrund der Neuheit, Grundvertrauen muss vorhanden sein“. Ein anderer Fahrgast gab an, „Vertrauen in die neue Technologie“ zu haben, was zu einem soliden Sicherheitsempfinden führt, einige Fahrgäste erwähnten, dass sie „Vertrauen in den Leitstand“ haben.

Die wichtigste Frage der Forscher*innen lautete, wie sich die Akzeptanz von automatisierten Fahrzeugen in der Gesellschaft fördern lässt. © wildbild

Erhöhung der subjektiven Sicherheit

Nach jeder Testfahrt wurden die Fahrgäste gefragt, was zu einer Erhöhung des Sicherheitsempfindens beitragen würde. Insgesamt wurden 45 Aussagen gesammelt und ausgewertet. Fast 50 % aller Antworten betrafen den möglichen Kontakt mit einer Person in einer Leitstelle, entweder aktiv oder passiv. So gab beispielsweise ein Fahrgast an, dass die gefühlte Sicherheit durch eine „verständliche Sprachkommunikation ohne Unterbrechungen“ erhöht werden könnte. Zwei weitere Fahrgäste waren der Meinung, dass eine „bessere Qualität der Durchsagen“ und eine „bessere und schnellere Verbindung zum Leitstand…“ positiv zur gefühlten Sicherheit beitragen würden.

Knapp ein Viertel der Aussagen (22 %) der Fahrgäste zeigte, dass eine ausreichende Information über das autonome Shuttle und das zugrundeliegende System zu ihrer gefühlten Sicherheit beitragen würde („mehr Informationen über das System würden die Skepsis vor dem Einsteigen verringern“). Darüber hinaus wurden einige Ausstattungsmerkmale wie Sicherheitsgurte, Notfallknöpfe und Haltegriffe oder andere Haltevorrichtungen genannt.

Grundsätzlich fühlten sich die Fahrgäste bei allen Testfahrten sicher. Das führt die Autor*innen der Studie zur Aussage, dass die Akzeptanz von autonomen Fahrzeugen steigt, sobald sie die Menschen einmal ausprobiert haben. Um die derzeit noch vorherrschende Skepsis gegenüber automatisierten Fahrzeugen in weiten Teilen der Bevölkerung zu verringern, braucht es also vermehrt Testangebote und Möglichkeiten, fahrerlose Shuttles auszuprobieren.


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