Am Umlberg im Tiroler Inntal produziert der Tischlereibetrieb HUSSL seit 1976 hochqualitative Möbel aus Holz. Mit Rücksicht auf traditionelles Handwerk, aber auch mit einem kontinuierlichen Drang in der Erforschung neuer Materiallösungen, arbeitet das Unternehmen mit Designern zusammen, um diese Expertise in Gestaltungen fließen zu lassen, die internationales Niveau erreichen. Ein weiterer Schritt in diesem Bemühen ist die Präsentation des ST8, ein Holzstuhl, der vom renommierten Wiener Designstudio EOOS entworfen wurde und der die typische Zargenkonstruktion auf den Kopf stellt.
Der Entwurf setzt im Zentrum des Möbels an und definiert die klassische Konstruktion neu. Schwere Massivholzzargen werden durch vier dünne, konkave Formteile ersetzt. Die Verspannung der Teile ermöglicht hohe Festigkeit bei gleichzeitig größtmöglicher Materialminimierung. Die umgedrehte Furnierrichtung der Zargen führt zu einer bewussten Irritation und transportiert das Konzept. Auch der neue Massivholzknoten zur Befestigung der Beine folgt dieser Logik und tritt deutlich zutage.
Das leichte Objektmöbel verfügt über einen starken Charakter und ist praktischerweise stapelbar. Foto © Gregor Sailer
Alle Formteile des ST8 werden aus mehreren Schichten dünner Zelluloseplatten mit zwei Deckfurnieren gepresst. Foto © Gregor Sailer
Autonome Herstellung
Alle Formteile – Lehne, Sitz und Zargen – werden aus mehreren Schichten dünner Zelluloseplatten mit zwei Deckfurnieren gepresst und im Anschluss vor Ort mit einer fünfachsigen Fräsmaschine bearbeitet. Durch die hausinterne Produktion entfallen großteils externe Zulieferer, lange Transportwege und damit eine Reihe von Abhängigkeiten. Der komplette Stuhl kann zur Gänze bei HUSSL hergestellt werden. Nur die Rohstoffe müssen angeliefert werden.
Peter Hussl, der den Betrieb in zweiter Generation führt, hat in den jüngsten Krisenjahren gelernt, wie enorm wichtig es ist, autonom produzieren zu können. „Unsere große Produktionstiefe und die deshalb vergleichsweise geringe Lieferantenabhängigkeit ermöglichte uns in den Zeiten des allgemeinen Lockdowns ein relativ normales Arbeiten. Aus dieser Erkenntnis heraus sollte ein einfacher Holzstuhl entwickelt werden, der – natürlich mit Ausnahme der Rohstoffe – zur Gänze am Umlberg produziert werden kann.“ EOOS war dafür der richtige Partner. Nach der Hussl Alpin-Serie mit Stuhl, Barhocker, Barstuhl, Bank und Tisch gelang den Designern mit dem ST8 ein wahres Meisterstück, in dem Zurückhaltung mit formvollendetem Charakter vereint ist.
Neue Zargenkonstruktion: Aufwendige Massivholzzargen wurden durch vier dünne, konkave Formteile ersetzt. Foto © Gregor Sailer
Die hausintern gefertigten Formteile geben dem ST8 nicht nur einen unverwechselbaren Charakter, sondern stellen durch die Verwendung spezieller Zelluloseplatten auch eine spannende wirtschaftliche Lösung dar. Foto © Gregor Sailer
„Der ST8 ist signifikant, bequem, leicht. Der Stuhl lässt sich gut nehmen und bewegen. Bis zu sechs Stühle können – ohne dass die Stapelbarkeit visuell je in den Vordergrund tritt – übereinandergestellt werden“, kommentiert Martin Bergmann, Partner bei EOOS, bescheiden.