Derzeit (27. – 29. Sept.) läuft die Fachpack 2022. Die Verpackungsmesse in Nürnberg ist ein zentraler Treffpunkt für die Verpackungsindustrie in Deutschland mit Aussagekraft für ganz Europa. Dieser Sektor ist wie vieles im Umbruch und so heißt das Leitthema dieser Veranstaltung „Umweltgerechtes Verpacken“.
Eine Sonderschau, in der dieses Thema kompakt und doch ausführlich aufbereitet wird, heißt „Transition in Packaging by Design“. Sie wurde von der NürnbergMesse und bayern design organisiert und zeigt auf, welche Antworten Designer auf die anstehenden Veränderungen bei Verpackungen bereit halten. Die Lösungen reichen von Augmented Reality über Bio-Verpackungen bis zum zerooo-Mehrwegsystem.
Über Verpackung kommunizieren
Ein Bereich, in dem Verpackungsdesign strategisch genutzt werden kann, bietet das Feld der Kommunikation – also die Verpackung als Kommunikationsträger. Gemeint ist eine Vermittlung, die über die reine Produktwerbung hinausgeht. Gestalterische und technische Innovationen spielen dabei gleichermaßen wichtige Rollen. Ein Beispiel kommt aus Münster: Madeline Hesse, Elisabeth Freymüller, Frederic Vennemeyer und Jonas Zerr, vier Designstudenten der Münster School of Design widmen sich der Grundwasserverseuchung durch weggeworfene Kippen. Deshalb verfügt ihre Zigarettenverpackung „Input“ über ein ausziehbares Zusatzfach, in dem die Stummel bis zur fachgerechten Entsorgung aufbewahrt können. Das Konzept ist praxisnah und fördert das Problembewusstsein der Verbraucher.
Die Marke Regionique von Die Produktfabrik GmbH wiederum vermittelt Umweltbewusstsein durch Transparenz: Ein QR-Code auf jeder Verpackung ermöglicht Kunden einen Einblick in die Produktion und Lieferketten der jeweiligen Ware. Zahlreiche Verpackungskonzepte sind aber nicht auf den ersten Blick als nachhaltig zu erkennen. snoopstar nutzt hierfür Augmented Reality und macht dadurch nachhaltige Verpackungen als solche erkennbar.
Biobasierte Verpackungen
Amen Candles zeigt in Zusammenarbeit mit GROWN bio eine Schutzverpackung aus Myzelium (Pilz) und Hanffasern. Mit dieser natürlichen Verpackung werden die temperaturempfindlichen, zerbrechlichen Amen-Duftkerzen sicher in die ganze Welt verschickt. Algen- und Pflanzenbasierte Materialien nutzt das britische Unternehmen Notpla, um Einwegverpackungen möglichst zu vermeiden. So können die essbaren Verpackungen einfach zusammen mit dem Getränk verschluckt werden. urnfold stellt handgemachte Schmuckurnen aus hochwertigen Papieren her. Dabei stehen drei Dinge im Vordergrund: Nachhaltigkeit, zeitgemäße Ästhetik und die Unterstützung einer persönlicheren Trauerkultur. Das Papier dient wie herkömmliche Urnen einer optischen und emotionalen Aufwertung der Aschenkapsel, zersetzt sich allerdings im Erdreich vollständig und ohne Rückstände.
Mehr Nutzerfreundlichkeit
Wer kennt das nicht? Die Lasche an der Verpackung soll das Öffnen erleichtern, reißt allerdings ab oder ist nur schwer zu fassen. Oder Glasdeckel, die nur mit hoher Kraftanstrengung zu öffnen sind. Durch den hervorstehenden Fuß der Schale und die verlängerte Lasche der Deckfolie lässt sich die Verpackung „i-si“ von Hélène Fontaine (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) mit wenig Kraft oder sogar einhändig problemlos öffnen. Der „ReWrap“ von Sarah Klein ist eine innovative Lösung für Food-To-Go. Er kann durch verschiedene Falt- und Wickeltechniken flexibel genutzt werden. Bis zu 4000-mal kann der „ReWrap“ wiederverwendet werden.
Weitere Aussteller von „Transition in Packaging by Design“ sind Kebag (Döner-Verpackung), outnature (Verpackungen aus Silphie-Pflanzenfasern), Philips Hue smart lighting (interaktive Verpackung mit Farbwechselmechanismus), Syntegon (Blister meets paper), Van Genechten Packaging (100 % recyclingfähige Schokoladenverpackung PurePac ohne zusätzliches Einschlagmaterial), Vöslauer (Edition „Artists for Tomorrow“) und zerooo Mehrwegsystem (Mehrweg-Tiegel und Pfandflasche).
Zusätzlich zur Ausstellung gibt es in der sogenannten PACKBOX auch Vorträge zum Thema. Am 28. September (13 – 14 Uhr) sprechen die Verpackungsexperten Thilo Reichert (snoopstar), die Unternehmerin Sabine Bingenheimer (Produktfabrik), Margaux Deguerre (Leitung Marketing Notpla) und die Gründerin Kristina Steinhauf (Urnfold).