Home Design Auf nach Valencia – in die Welthauptstadt des Designs 2022

Auf nach Valencia – in die Welthauptstadt des Designs 2022

von Markus Schraml
World Design Capital Valencia 2022

Valencia ist die achte Stadt, die den Titel World Design Capital® erhalten hat. An der Südostküste Spaniens gelegen, verfügt dieser kulturell pulsierende Ort über eine langjährige Geschichte an gutem Design. Dies und der Wille Design in Zukunft weiter voranzutreiben waren wohl ausschlaggebend für die Wahl der World Design Organization (WDO)®. Schon die reinen Zahlen des geplanten Programms können sich sehen lassen: mehr als 100 Aktivitäten, 150 hochkarätige Redner*innen, 70 Kooperationsvereinbarungen sowie 25 Veranstaltungsorte. Geht es nach den Organisatoren soll vieles davon über 2022 hinauswirken und Valencia zu einer Stadt machen, in der Design ein entscheidender transformativer Faktor ist, der Bereiche wie Gleichberechtigung, Inklusion, Vielfalt, Bildung, Innovation und Nachhaltigkeit positiv beeinflusst.

Dutzende von Projekten, Aktionen, urbane Interventionen, Veröffentlichungen und Eigenproduktionen sollen Valencia als Welthauptstadt des Designs ins Rampenlicht rücken. Die bedeutende Hafenstadt hat bereits in der Vergangenheit Design effektiv und strategisch eingesetzt. Diesbezügliche Entscheidungen der Politik waren für Industrie, Infrastruktur und Mobilität von Vorteil. Bemerkenswert an Valencia ist vor allem der Mix aus historischen und modernen Strukturen.

Visuelle Identität für die Bewerbung von Valencia als Weltdesignhauptstadt, entworfen von Iban Ramón. © Iban Ramón

Experience Valencia 2022

Es gibt sieben sogenannte „Signature Events“, die gemeinsam mit der World Design Organization umgesetzt werden. Die meisten davon finden in der zweiten Hälfte des Jahres statt und stellen den Höhepunkt des Designhauptstadttreibens dar. Ein zentrales Festival wird jedoch bereits am Beginn des Sommers (18. – 25. Juni) in La Rambleta und La Marina de València über die Bühne gehen. Unter dem Titel „Experience Valencia 2022“ geht es dabei sowohl um digitales als auch um interaktives Design. Grafikdesign, Motion Graphics, Musik, Produktdesign und Kunst bilden ein vielfältiges Programm aus Workshops, Präsentationen und Meisterklassen. Zudem kommen führende Persönlichkeiten des Designs zum Festival wie Caterina Bianchini, Brian Collins, Alex Trochut, Alex Hunting, Liza Enebeis, Rebeka Arce, Yarza Twins, Thomas Kurppa oder David Navarro.

Design in den Straßen

Das „World Design Street Festival“ vom 19. bis 25. September wird die Welthauptstadt des Designs in den Straßen feiern und den Auftakt zur Feria Hábitat València markieren. Die Events werden in der ganzen Stadt und im alten Flussbett stattfinden und sich auf die Kreativität und Förderung der heimischen Designszene konzentrieren. Das Streetfestival soll es Menschen ermöglichen, in alltäglichen Umgebungen zufällig auf Designelemente zu stoßen. So sollen spontane Reflexion hervorgerufen und damit ein Nachdenken über die wahre Bedeutung von Design provoziert werden.

Metatrón ist ein Experiment mit Musik, Bild und Mathematik, das der Designer Pepe Gimeno in Zusammenarbeit mit dem Animator Carlos Cueto und der Komponistin Sonia Megías entwickelt hat. © Pepe Gimeno

Austausch und Designpolitik

Am 23. September veranstaltet das Bombas Gens Centre d’Art den „World Design Exchange“, ein Treffen von Managern und Organisatoren verschiedener Design Weeks rund um den Globus – von Stockholm bis Berlin, von Lima bis Chengdu. Es soll ein Forum mit Designvertretern aus fünf Kontinenten sein, um Design aus einer globalen Perspektive zu diskutieren. Am 3. und 4. November 2022 ist der Kongresspalast von Valencia Ort der „World Design Policy Conference“, an der Persönlichkeiten wie Ezio Manzini, Brandon Gien, Alok Nandi, Leyla Acoroglu, René Spitz, Anna Whicher, Päivi Tahkokallio, Gisele Raulik Murphy oder Brigitte Borja de Mozota teilnehmen werden. Ziel ist es, eine globale Plattform für Ideen und bewährte Verfahren aus verschiedenen Ländern, Regionen und Städten zu bieten, um sich über effektive Designpolitik auszutauschen und zukunftsfähige Entwicklungen anzustoßen bzw. weiterzutreiben.

Die „World Design Convocation Ceremony“ findet am 3. November statt. Dabei wird eine erste Bilanz gezogen und die Ergebnisse einer Studie präsentiert. Diese Veranstaltung gibt Gelegenheit, um über den Einfluss des Welthauptstadtjahres für die Zukunft nachzudenken. Im Hauptakt wird der Titel der Welthauptstadt offiziell an die Stadt übergeben, die 2024 die Welthauptstadt des Designs sein wird: San Diego (USA) und Tijuana (Mexiko), die erste binationale, grenzüberschreitende Wahl der WDO. Auf der Plaza del Ayuntamiento findet ebenfalls im vorletzten Monat des Jahres das „World Design Cities Meeting“ statt. Ein Weltforum der World Design Capitals, in dem institutionelle Vertreter die Möglichkeit haben, sich zu treffen und Synergien zu generieren. Unter der Leitung der World Design Organization soll es den Gedankenaustausch zwischen den Verantwortlichen in der Politik und den Initiativen fördern.

Das letzte der „Signature Events“ ist das „World Design Spotlight“. Dabei geht es um die Förderung lokaler Talente. Geleitet wird diese Aktion, die sich im Prinzip über das ganze Jahr erstreckt, von Marisa Gallén. Woche für Woche werden Designexperten daran teilnehmen. Die 52 Ergebnisse sollen auf einer Website festgehalten werden, die als lebendiger digitaler Katalog von heimischen Designer*innen fungiert. Dieser „Katalog“ soll in Zukunft kontinuierlich erweitert werden.

Paola Antonelli im Palau de Les Arts Reina Sofía

Die Eröffnungskonferenz der World Design Capital 2022 fand übrigens bereits am 9. Dezember 2021 statt. Im Zentrum stand dabei ein längerer Vortrag von Paola Antonelli, Chefkuratorin des New Yorker MoMa. Unter dem Titel „Design Rules: Activism, idealism, cynicism, and pragmatism in contemporary design“ gab sie einen ausführlichen Einblick in Designgeschichte und aktuelle Designentwicklungen. Dabei sagte sie unter anderem, dass der Gedanke von Design rein als Problemlöser völlig veraltet sei (denn manchmal schaffe Design auch Probleme). Ebenso sei der Satz „Form follows function“ veraltet, denn manchmal hätten Dinge völlig absurde Funktionen (Stichwort Tamagotchi) und doch seien sie phänomenal gestaltet. Gleichzeitig stellte Antonelli die Bedeutung von Design über die Kunst. „Design ist die höchste Form künstlerischen Ausdrucks, höher als die Kunst selbst, denn Design muss auch sicher, innovativ, verantwortungsvoll und umweltbewusst sein. Etwas Zugängliches zu gestalten, das allen Freude bereitet – auch wenn es etwas Einfaches und Gewöhnliches ist – ist für mich ein Meisterwerk“, sagte Antonelli in Valencia.

Video des Livestreams der Eröffnungskonferenz im Dezember mit einem Vortrag von Paola Antonelli. (der etwa bei Minute 28 beginnt, nach der Preisverleihung des 20. Andreu World International Design Contest) © World Design Capital Valencia 2022

World Design Organization

Die World Design Organization (WDO)®, vormals International Council of Societies of Industrial Design (Icsid), ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die 1957 gegründet wurde, um Industriedesign zu fördern. Die WDO unterstützt durch Industriedesign getriebene Innovationen, die auf eine bessere Welt hinarbeiten. Sie bietet das Dach für mehr als 150 Mitgliedsorganisationen und führt internationale Programme durch wie World Design Capital®, World Design Talks™, World Design Impact Prize™, World Industrial Design Day™ und Interdesign™. Außerdem hat die WDO einen beratenden Sonderstatus bei den Vereinten Nationen.

7 Signature Events in Valencia

Mehr zum Thema


Weitere TOP-Artikel

-
00:00
00:00
Update Required Flash plugin
-
00:00
00:00