Nachdem Gabriel Roland die Vienna Design Week schon im vergangenen Jahr federführend mitgestaltet hatte (weil Langzeitdirektorin Lilli Hollein ans Museum für angewandte Kunst Wien berufen wurde), zeichnet er für die Ausgabe 2022 nun ganz allein verantwortlich. Die neue Handschrift zeigt sich in einigen Programmänderungen und Schwerpunktsetzungen. Im Rahmen der ersten Präsentation im Amtshaus des diesjährigen Fokusbezirks (Mariahilf, 6. Bezirk) betonte Roland die Funktion des Designfestivals als offene Bühne und als Plattform, die vor allem für vielerlei Kooperationen da sei.
OPEN CALL!
Dementsprechend legt die Festivalleitung 2022 besonderen Wert auf die sogenannten Open Calls, also die Aufrufe zur Kooperation. In diesem Zusammenhang wurden die bisherigen „Programmpartnerschaften“ in PLATFORM umbenannt. Der Festivaldirektor begründete den frühen Termin der Programmpräsentation damit, dass man die Open Calls offener gestalten und mehr mögliche Partner als bis jetzt ansprechen wolle. Deshalb gibt es auch eine ganze Reihe von Aufrufen, etwa zum Format „Urban Food & Design“, wo ausgewählte Designer*innen und Unternehmen der Lebensmittelindustrie konkrete Innovationen erarbeiten, die in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen. Unterstützt wird dieses Format von der Wirtschaftsagentur Wien.
Der Blick in die Zukunft
Ein weiterer Open Call gilt dem Social Design-Format „Stadtarbeit“. Das diesjährige Thema lautet „Tauschen – Teilen – Handeln“. Diese Auseinandersetzung über „gehaltvollen Austausch“ wird vom MehrWERT Sponsoringprogramm der Erste Bank und in Zusammenarbeit mit der Caritas Wien unterstützt. Bewerben kann man sich auch für die neue Gruppenausstellung FOKUS, in der Objekte gezeigt werden sollen, die „Möglichkeiten von Design auf freie Art“ erforschen. Für die erste raumgreifende Szenografie wird Gastkuratorin Liv Vaisberg die Stücke auswählen (Szenografie: Easy-Center). Ausschreibungsstart wird vermutlich Ende März sein.
Mehr Gesprächsrunden, Comeback der Passionswege
Auch das bestehende Talk-Programm soll ausgeweitet werden. Roland und sein Team planen dafür die sogenannten „Conference Circles“, eine Reihe von Konferenztagen zu jeweils einem speziellen Thema. Erfreulicherweise sind auch die „Passionswege“ wieder zurück. Der Dialog zwischen Handwerk und Design geht also weiter. Mit dabei ist 2022 die Initiative Co/rizom, die Handwerksbetriebe unter Einsatz von Design hilft, neue Absatzmärkte zu finden. Im Rahmen der „Passionswege“, die prinzipiell ein Format ohne kommerzielle Ausrichtung bleiben sollen, eröffnet Co/rizom den Projektpartnern nun eine Fortsetzung der Zusammenarbeit im Entwicklungs- und Vertriebsrahmen ihrer Plattform. So soll der Nutzen der „Passionswege“ durch konkret wirtschaftliche Vorteile ergänzt werden. Ein wichtiger Aspekt, gerade in diesen Zeiten.
Designdiversität und -nachwuchs
Die Vienna Design Week wird 2022 erstmals mit kültüř gemma! kooperieren. Gemeinsam mit dem Verein, der migrantische künstlerische Arbeit fördert und dazu jährlich vier Fellowships vergibt, setzt sich das Festival damit für mehr Diversität in der Designszene ein. Ziel ist die gesteigerte Sichtbarkeit und Wertschätzung für migrantische Positionen in Produkt-, Industrie- und Grafikdesign. Im Format “Debüt” sind 2022 zwei Ausbildungsstätten zu Gast: Die Akademie der Bildenden Künste Wien experimentiert mit Konzepten in der Vermittlung und beim fjum_forum journalismus und medien geht es um Designkritik im Journalismus.
Videoaufzeichnung der Programmpräsentation zur Vienna Design Week 2022: