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Digital / Natur – Design aus den Niederlanden

von Markus Schraml
byborre, DDA 2021, © Jordi Huisman

Jedes Jahr werden während der Dutch Design Week die Dutch Design Awards (DDA) verliehen. Es gibt acht Kategorien, in denen bestes Design aus den Niederlanden prämiert wird. Vier davon verdienen besondere Aufmerksamkeit, weil sie zentrale Themen der Gegenwart auf einmalige Art und Weise aufgreifen. So gewann in der Kategorie „Design Research“ ein Forschungsprojekt von affect lab den DDA, in dem es um die Auswirkungen von Überwachungstechnologien wie WhatsApp-Nachbarschaftsgruppen oder Kameras an der Haustür geht. Diese können einerseits zu Verbundenheit in der Gemeinschaft, andererseits aber auch zur Entfremdung führen.

Für das Projekt „Good Neighbours“ (Gute Nachbarn) konfrontierten Schauspieler*innen die Menschen in einem Stadtviertel mit ethischen Entscheidungen. Dabei wurde den Designforscher*innen klar, welch großen Einfluss mobile Technologien und soziale Netzwerke darauf haben, wie wir andere Menschen beurteilen. Sie können zur Verhärtung von Positionen beitragen und Interaktionen in der physischen Welt erschweren. Dabei ging es bei „Good Neighbours“ nicht nur darum, negative Auswirkungen aufzuzeigen, sondern auch Möglichkeiten zu eröffnen, wie man sich anders verhalten kann. Die Ergebnisse des Projekts fließen in ein größeres Forschungsprogramm ein, an dem Stadtplaner*innen, Institute und Designstudierende beteiligt sind.

Für das Projekt „Good Neighbours“ konfrontierten Schauspieler*innen Menschen in einem Stadtviertel mit ethischen Entscheidungen.

Der Natur Vorrang geben

In der Kategorie „Habitat“ gewann das Projekt Marker Wadden, das die Natur im Markermeer verbessern will. Es handelt sich um einen Archipel aus fünf Inseln, der aus Sand, Lehm und Schlick des Markermeers besteht und von zwei Dünen geschützt wird. Die Inseln eignen sich hervorragend als Lebensraum für Vögel. Eines der Hauptziele des Architekturbüros Ziegler | Branderhorst sowie der Landschaftsarchitekten von Vista war die Wiederherstellung der Ökologie und Biodiversität im Markermeer. Nur die größte Insel ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie beherbergt einen Hafen, Strände, Promenaden zum Spazieren, einen Aussichtsturm, mehrere Vogelhäuschen und eine nicht ans Netz angeschlossene Siedlung aus Holzhäusern, die sich in die natürliche Umgebung einfügt.

Marker Wadden, vorbildhafte Renaturierung in den Niederlanden. © Dutch Design Foundation, Foto: Theo Baart

Das Besondere an diesem Projekt ist die Tatsache, dass der Natur hier Vorrang gegeben wird. Geht man durch diese Landschaft, bekommt man eine Ahnung davon, wie gut sich die Natur regenerieren kann, wenn man sie nur lässt. Marker Wadden fußt auf dem Stadtentwicklungsplan von Palmbout Urban Landscapes.

Kreation / Produktion kurzgeschlossen

Textilhersteller Byborre erhielt den DDA 2021 in der Kategorie „Product“. Mit dem Online-Editor BYBORRE Create™ können Produzenten Farben, Designs, Funktionalitäten und Texturen selbst definieren und somit ihre eigenen Textilien entwerfen. Es ist ein leicht zugängliches Werkzeug für einen normalerweise komplexen Produktionsprozess, das die Grenzen der Textilentwicklung verschiebt. Für Maker rückt ganz spezielles Fachwissen damit in greifbare Nähe. Dies ist nichts weniger als eine Demokratisierung der Produktionskette. Damit werden tote Lagerbestände vermieden und gewebte Stoffdesigns flächendeckend zugänglich gemacht.

Die Performance des Materials

Den Nachwuchspreis „Young Designer“ gewann Audrey Large. In ihrer Arbeit bewegt sie sich an der Grenze zwischen digitaler und physischer Welt. Dabei erforscht sie digitales Kino sowie Bildtheorie und kreiert auf Grundlage dieses Wissens materielle Objekte. Sie nutzt Animationstechniken und 3D-Software, wobei sie die digitalen Bilder als Rohstoffe betrachtet. Large konzentriert sich in ihren Entwürfen auf intuitive Assoziationen zwischen verschiedenen Techniken, Disziplinen, Funktionen und Wahrnehmungen. Sie sucht nach einer neuen Balance zwischen Form und Funktion und schafft mit Farbe taktile Illusionen mit verfremdendem Charakter.

Digital oder real? – eine Arbeit von Audrey Large. © Dutch Design Foundation

Was ihre 3D-gedruckten Skulpturen speziell macht, ist, dass Digitales und Physisches fast austauschbar sind. Auf Fotos ist es unmöglich zu sagen, ob es sich um ein Objekt oder ein Rendering handelt. Sie bearbeitet damit – auf höchst ästhetische Weise – das Spannungsfeld zwischen Bildschirmleben und echtem Leben.


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