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Internationales Niveau – Austrian Interior Design Award

von Markus Schraml
AIDA, Weinmanufaktor Clemens Strobl

Die aktuellen Gewinner*innen des Austrian Interior Design Awards 2021 wurden während des Fachmessedoppels möbel austria und küchenwohntrends in Salzburg bekannt gegeben. Initiiert vom Möbel- und Holzbau-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria, wurden mit diesem Preis bereits zum dritten Mal innovative Innenarchitekturprojekte und Produkte aus dem Interieurbereich ausgezeichnet. Insgesamt konnte der Wettbewerb 241 Einreichungen in 16 Kategorien verzeichnen.

Der Austrian Interior Design Award wird in zwei Hauptkategorien verliehen: Produktdesign und Innenarchitektur. Zu den preisgekrönten Produkten zählen unter anderem der „Konstantin Chair“, den Martin Mostböck für das 5-Hauben-Restaurant von Konstantin Filippou entworfen hat. Dabei sorgt die integrierte Polsterung im Sesselrahmen für besonderen Sitzkomfort. Des Weiteren zeichnet sich der Stuhl durch die Lederabdeckungen der Armlehnen aus, die von Pfannen- und Messergriffen inspiriert sind, sowie durch das Messing an den Fußenden. Auch die PROFIL Serie von March Gut wird mit dem Preis geehrt. Diese Polstermöbelserie wurde speziell für die Grand Garage designt, eine neue Innovationswerkstatt in der Linzer Tabakfabrik. Sie verbindet Werkstattcharakter mit Coworkingästhetik. Die Grundstruktur bilden Lastenregale, die mit hochwertiger Polsterung und Stoffbespannung in gemütliche Couchen, Sessel und Ohrensessel verwandelt werden.

Der Designer Walter Grill hat für die Firma VERIVAL den Trolley / Präsentationstisch „Victor“ entwickelt. Es ist ein Wegbegleiter für Außendienstmitarbeiter*innen, der sich im Kofferraum transportieren lässt. Mithilfe eines speziellen Mechanismus verwandelt sich „Victor“ mühelos in einen Präsentationstisch. Grill verwendete dafür eine Reihe von natürlichen Materialien: Flugzeugsperrholz mit innenliegenden Spanten als Leichtbau für den Deckel, schichtverleimtes Flugzeugsperrholz für die umlaufende Wand, dünnes Sperrholz und MDF für die Fächer, massive Esche für die statischen Elemente und den ergonomischen Griff. Filz als Schutz gegen Stöße und Holzpins zur Sicherung der exakten Position der Elemente.

Eine bemerkenswert außergewöhnliche Objektserie kommt aus Osttirol. Aberjung object ist eine Möbelkollektion zwischen Kunst und Design. Das Gestaltungsbüro Aberjung hat dafür urtypische Gegenstände wie den Melkschemel oder das Gipfelkreuz auf modern-elegante Weise neu interpretiert, sodass Couchtisch Tone, Hocker Peter, Lampe Wilhelm oder Sekretär Jonas individuellen Charakter erhalten. Die Formensprache besticht durch besondere Klarheit. Es sind Kunstobjekte, die aber gerne benutzt werden dürfen.

Weitere Sieger*innen der Kategorie Produktdesign:

Architektur- und Designszene Bekanntheit verschaffen

In der Kategorie Innenarchitektur begeistert unter anderem das Design der Weinmanufaktor Clemens Strobl, die rund um den ehemaligen Meierhof von Schloss Winklberg in Mitterstockstall am Wagram entstand. Die Räumlichkeiten aus dem 19. Jahrhundert bieten nun Platz für einen Weinkeller mit originalen Gewölben, einen Verkostungsraum mit Küche sowie Büros. Zwei langgestreckte Giebelhäuser treffen aufeinander – eines aufwendig restauriert, das andere als Nachbau eines Stadels. Die reduzierte Designsprache und die puristischen Materialien orientieren sich am Altbestand. Geschliffener Estrich und weißes Heraklith an der Decke changieren in Nebeltönen. Der Küchenblock ist aus grau lasierter Altholzfichte, Ausschnitte bringen weiße unbehandelte Bauplatten zum Vorschein. Das alte Ziegelmauerwerk wurde freigelegt und geschlemmt.

AIDA, Weinmanufaktor Clemens Strobl
Weinmanufaktur Clemens Stobl. Design: destilat Design Studio GmbH. Foto © Monika Nguyen

In der Unterkategorie „Shop, Ladenbau“ wurde ein Raum ausgezeichnet, der für eine junge Schmuckdesignerin im Bregenzerwald entstand. Im Herzen von Hittisau liegt ihr neues „Glanzstück“ direkt am Dorfplatz. Eine geschwungene Wandschale aus Weißtanne umspannt den gesamten Raum. Sie bildet eine feine hölzerne Hülle für die Bereiche, die sich zwischen ihr und dem zentralen, mit Leinen bespannten Raumkörper öffnen. Gedrechselte Schmuckvitrinen sind in die hölzerne Wandschale integriert. Vom Eingangsbereich geht der Raum dann fließend in einen separaten Bereich für persönliche Beratung über. Der Arbeitsbereich der Schmuckdesignerin liegt offen zum Verkaufsraum hin.

„Glanzstück“ für eine junge Schmuckdesignerin im Bregenzerwald. Gestaltung: Georg Brechter Architektur + Design. Foto © Johannes Fink

Ein Paradebeispiel im Bereich Kirchenrestaurierung ist die hervorragende Arbeit, die Michael Maier an der Basilika Seckau geleistet hat. Durch zahlreiche Veränderungen im vergangenen Jahrhundert war ein durchgängiges Gestaltungskonzept verloren gegangen. Deshalb und auch wegen der schlechten Bausubstanz erlaubte das Bundesdenkmalamt hier eine Neugestaltung. Auffällig ist die klare, eindrucksvolle, fast samtene Atmosphäre, die vor allem durch das Lichtkonzept, aber auch durch Linienelemente und die neue Möblierung zustande kommt. Sie umfasst Kirchenbänke, Beichtstuhl, Verteilerschrank, Altarpodeste und Schriftenstand. Als Maß für die Proportionen lagen der „Goldene Schnitt” sowie Zahlenverhältnisse aus dem Kirchenraum zugrunde. Die Konstruktion der Kirchenbänke orientiert sich am romanischen Möbelbau. Materialwahl, Oberflächen und Farben schlagen die Brücke zum romanischen Ursprung. Zum Einsatz kamen Naturstein, Eichenholz, aber auch Stahl. Das Resultat ist ein heller, trotz der farblichen Leichtigkeit sehr intensiver Sakralraum.

Restaurierung Basilika Seckau. Gestaltung: Michael Maier, Bauleitung: DI Gottfried Greiner. Foto © Florian Mair/Wien

Weitere Sieger*innen der Kategorie Innenarchitektur:

Regionales Zusammenspiel

„Österreichs Designer*innen und Innenarchitekt*innen haben im vergangenen Jahr viel Energie und Herzblut in die Entwicklung von Lösungen für ein zeitgemäßes Wohnen investiert. Viele neue Ideen wurden vorangetrieben, denn für die Menschen gewann die Innenarchitektur im eigenen Wohnumfeld besondere Bedeutung“, betont Erich Gaffal, Manager des Möbel- und Holzbau-Clusters, zu den Ergebnissen des diesjährigen Awards. Er sieht in Österreich eine ambitionierte Designer*innengeneration am Werk, die versucht, sich über die Verankerung in der Region neu zu positionieren. Mit lokaler Qualitätsproduktion und engagierten Auftraggeber*innen würde so eine fundierte Design-Identität entstehen, glaubt Gaffal: „Das ist natürlich ungleich mühsamer, als sich auf die Marktmacht von Großunternehmen und Strahlkraft internationaler Luxus-Marken zu stützen. Umso wichtiger ist es, mutige Projekte vor den Vorhang zu holen, die zeigen, wie Design neue Möglichkeiten schafft und Horizonte erweitern kann. Denn trotz hervorragender Arbeit werden österreichische Designer*innen und Innenarchitekt*innen international noch zu wenig wahrgenommen. Hier setzt der Austrian Interior Design Award an“, sagt Gaffal.


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