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Italienische Möbelindustrie mit leichtem Abschwung

von Markus Schraml

Im Zuge der Bekanntgabe des Programms für die Mailänder Möbelmesse (Salone del Mobile) 2024 sprach Claudio Feltrin, Präsident des italienischen Verbands der Holz- und Möbelindustrie FederlegnoArredo über die enttäuschenden Zahlen für das Jahr 2023. „Die Abschaffung des Steuergutschriftsystems des Landes führte auch zu einem Einbruch der Inlandsverkäufe. Die deutsche Haushaltskrise wirkt sich auf die Exporte aus“, fasst Feltrin die wichtigsten Ursachen für die Schrumpfung kurz zusammen.

Die vorläufigen Ergebnisse des FederlegnoArredo Research Center basieren auf der Grundlage der Daten des italienischen Statistikamtes (ISTAT) und zeigen, dass der Umsatz der Holzmöbel-Lieferkette im Jahr 2023 bei 52,6 Milliarden Euro lag, was einem Gesamtrückgang von 8,1 % gegenüber 2022 entspricht. Das Ergebnis ist hauptsächlich auf den Binnenmarkt zurückzuführen, der mit 32,7 Milliarden Euro (62 % des Gesamtwerts) einen negativen Trend verzeichnet (- 10,1 %), was sich aber auch auf den Export (-4,5 %) mit einem Umsatz von fast 20 Milliarden Euro (38 % des Gesamtumsatzes) auswirkt.

„Verglichen mit dem Umsatz von 43 Milliarden Euro im Jahr 2019 gaben die Haushalte im darauffolgenden Zweijahreszeitraum 2020–22 den größten Teil ihres verfügbaren Einkommens – 10 Milliarden Euro mehr – für Innenräume und ihr Zuhause aus“, betont Feltrin. „Aber die scheinbar ermutigenden Zahlen berücksichtigen nicht die Auswirkungen der Inflation, die gegen Ende 2022 eintrat.“

Und Feltrin führt weiter aus: „Ein Blick auf die Industrieproduktionszahlen von ISTAT zeigt, dass in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 die Industriemöbelproduktion um 5,3 % und die Holzmöbelproduktion um 14,8 % zurückgegangen ist. Die Produktion ist also rückläufig. Obwohl der Umsatz aufgrund höherer Preise (+6,5 % für Möbel) immer noch höher ist als im Vergleich zu 2019, schrumpfen die Gewinnmargen der Unternehmen.“

Claudio Feltrin ist Präsident von FederlegnoArredo. © FederlegnoArredo

Die aktuelle Schwäche kommt jedoch nach einem enormen Aufschwung in den Jahren 20 – 22, so könnte man den jetzigen Rückgang auch als eine Normalisierung interpretieren.

Die Makrosysteme Möbel und Holzmöbel

Nach einem Höchststand von etwa 29 Mrd. Euro im Jahr 2022 ging der Umsatz im „Makrosystem Möbel“ im Jahr 2023 leicht auf 28 Mrd. Euro zurück, was zu einem Gesamtrückgang von 3,4 % und einer sehr geringen Lücke zwischen den Inlandsumsätzen (13,2 Mrd. Euro, Rückgang um 3,2 %) und den Exportumsätzen (ca. 15 Mrd. €, minus 3,6 %) führt, wobei letztere einen Anteil von 53 % am Gesamtumsatz ausmachen. Im „Makrosystem Holzmöbel“ brach der Gesamtumsatz mit 21,4 Mrd. Euro deutlicher ein (-11,6 %, der Export ging um 7,3 % auf 5,1 Mrd. Euro zurück, der Umsatz auf dem Inlandsmarkt sank sogar um markante 12,8 % auf 16,3 Mrd. €). Im Jahr 2023 sank der Umsatz im Holzhandel um 20 % auf 3,2 Mrd. Euro.

Für eine Lieferkette, die wie die Holzmöbelindustrie so stark vom Export abhängt, hat der Hintergrund von Kriegen, erhöhten geopolitischen Spannungen und der jüngsten Suezkanal-Krise zahlreiche Auswirkungen. Der Exportwert der Holzmöbel-Lieferkette auf der Route zum Roten Meer beträgt ca. 2,5 Mrd. Euro, die Importe belaufen sich auf rund 1,9 Mrd. Euro.

Die Containerkosten haben sich verdreifacht und wirken sich auch auf die fertigen Produkte aus. Anfang 2024 sind auch die Energiekosten wieder gestiegen. Die Holzpreise erreichten im Oktober 2022 ihren Höhepunkt und sinken langsam wieder. Die neuesten Daten für Januar-November 2023 zeigen, dass die Holzzuwächse im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2022 immer noch 1,2 % betragen.

Wirtschaftsfaktor Möbelindustrie

Die Export-Rangliste führt immer noch Frankreich an (2,7 Mrd. Euro, ein Plus von 0,6 %), gefolgt vom krisengeschüttelten Deutschland (1,8 Mrd. Euro, Minus 6,4 %) und den USA (1,7 Mrd. Euro, erschreckendes Minus von 13,2 %), die auf den dritten Platz abgerutscht sind. China bleibt auf dem siebten Platz (458 Mio. Euro, minus 19,1 %) und verzeichnet die schlechteste Entwicklung unter den zehn wichtigsten Exportmärkten der italienischen Möbel- und Holzindustrie.

„Es ist ein komplexes Bild, bei dem die Märkte mit einer Geschwindigkeit steigen und fallen, die wir uns noch vor ein paar Jahren nicht hätten vorstellen können. Da unsere Lieferkette, wie wir immer betont haben, hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen besteht, ist sie flexibel und schnell“, hebt Feltrin hervor und betont das Streben des Verbandes, die Unternehmen so gut wie nur irgend möglich zu unterstützen. Das sei nicht nur im Interesse der Industrie, sondern des ganzen Landes. Konkret sprach Feltrin die Veränderungen der Industrie im Hinblick auf Digitalisierung und Ökologisierung an. Beides sei nicht über Nacht zu erreichen.

Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es laut Claudio Feltrin wichtig, eine Veranstaltung wie den Salone del Mobile zu haben, der als Schaufenster für italienisches Design wirke, mit seiner unvergleichlichen Kombination aus Stil, Materialforschung, Technologie und Nachhaltigkeit. Nach innen könne er als hoffnungsfroher Impulsgeber fungieren. So gesehen ist die Mailänder Möbelmesse, immerhin das größte Designevent der Welt, nicht nur eine Markt- und Handelsplattform, sondern darüber hinaus auch positives Signal, das Motivationen auslösen kann.



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