Home Design Kreativer Hotspot in Amsterdam – inklusive Kunst-Restaurant

Kreativer Hotspot in Amsterdam – inklusive Kunst-Restaurant

von Markus Schraml
Capital Kitchen

Capital C ist ein kreatives Zentrum in Amsterdam mit Büros, Veranstaltungsräumen, Tagungsräumen, einer Pop-up-Kunstgalerie, einem Co-Working-Space und einem kürzlich eröffneten Restaurant namens Capital Kitchen. Damit bekommt die ehemalige „Diamantbeurs“, die aufwendig restauriert und modernisiert wurde, eine kulinarische Einrichtung der Sonderklasse – zumindest im Hinblick auf das Interieur. Der mit der Gestaltung beauftragte Künstler Maarten Spruyt orientierte sich dafür am Thema „das innere Selbst“ und nahm es – ganz im Sinne Hannibal Lecters – anatomisch wörtlich.

„Sobald Sie eine Speisekarte lesen, werden Neuronen in Ihrem Gehirn aktiviert. Das wollte ich unbedingt auf den Tischplatten sichtbar machen. Und während Sie essen, sind Ihre Speicheldrüsen aktiv, also wollte ich diese Schönheit auch auf ein paar Tischen darstellen“, erläutert Spruyt. Im Endergebnis zeigen die Tischplatten stark vergrößerte Abbildungen menschlicher Organen wie Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Leber und sogar Genitalien – allerdings auf Zellebene. Bei der technischen Produktion der Drucke arbeitete Spruyt eng mit Tiago Rosado zusammen. Verantwortlich für die Gestaltung der Stühle – jeder hat eine individuelle Rückenlehne – ist der Künstler und Designer Maarten Baas. Produziert wurden sie von der Firma Lensvelt. Als weiteren Künstler holte Spruyt Joep van Lieshout an Bord. Dieser entwarf eine Arbeit, die über der zentralen Bar aufgehängt wurde. Es ist eine auffällige Skulptur, die aus einem zerlegten menschlichen Skelett besteht. Das Ganze soll die Entblößung des inneren Selbst symbolisieren.

Weitere Kunstwerke, die das Ambiente der Capital Kitchen bestimmen, sind eine eingeschmolzene Discokugel über der Balustrade im Zwischengeschoss. Es handelt sich um eine Arbeit des niederländisch-amerikanischen Designerkollektivs Rotganzen mit dem Namen „Quelle Fête“, das damit den Wallpaper Design Award 2019 gewonnen hat. Nicht zu vergessen das Aquarell „van de Moeder en van de adem“ (Mutter und der Atem des Lebens) von Maria Roosen, Äste, die aus einer menschlichen Form hervorgehen von Juul Kraijer, Jan Eric Vissers organische Arbeit zur Umwandlung von Hausmüll und Esther Hoogendyks Kunstwerke aus Beton.

Ein Ort für die Kunst

Das Hauptziel der Innenraumgestaltung war, mehr Platz für Kunst zu lassen, was angesichts der begrenzten Wandfläche eine Herausforderung darstellte. Von kulinarischer Seite gab es das Konzept von lokaler nachhaltiger Küche. Diese Ausgangslage brachte Maarten Spruyt dazu, das Raumdesign zurückzunehmen, mit einfachen Betonsäulen, weißen Wänden, um das Licht zu reflektieren, Edelstahl in der offenen Küche, aber auch Bas van Tols lachsfarbener Treppe als beeindruckendem Herzstück.

Mehrfach ausgezeichnete Wiederbelebung

Die Capital Kitchen befindet sich im Erdgeschoß des Capital C Gebäudes, das unlängst mit dem International Architecture Award ausgezeichnet wurde. Das historische Gebäude, in dem ab 1911 der Diamantenhandel blühte, wurde einer umfassenden Renovierung unterzogen. Dem beauftragten Architekturbüro ZJA oblag die Aufgabe, die ursprüngliche Ausstrahlung des Bauwerks zurückzuerlangen. Sie ließen es sich allerdings nicht nehmen, diesem niederländischen Monument eine Krone aufzusetzen. Die markante Kuppel aus Glas und Stahl wird „The High Light“ genannt. Wo einst Diamanten gehandelt wurden, finden heute allerlei Einrichtungen für die niederländische Kreativindustrie ihren Platz. Es ist ein Ort, an dem Agenturen, Medienfirmen, Start-ups sowie freischaffende Menschen arbeiten, zusammenkommen und auch feiern können.

„Kunst ist eine bewährte Inspirationsquelle. Wir wollen Kunst und Design explizit in die Arbeitswelt der Kreativwirtschaft integrieren. Nicht nur mit einem Kunstwerk an der Wand, sondern indem wir Künstlern und Designern wirkliche Freiheit geben, Räume in diesem Gebäude zu gestalten“, sagte Willem Sijthoff, Initiator und Mitinhaber von Capital C, in Bezug auf das Konzept von Capital C. In der Folge wurden eine Reihe von Künstlern mit der Gestaltung einzelner Räume wie dem Turm, der Haupthalle, der Terrasse, den Meeting-Räumen oder eben dem Restaurant beauftragt. Letzteres Interieurdesign nimmt durch die außergewöhnliche Arbeit von Maarten Spruyt ohne Zweifel eine Sonderstellung ein. Stellt sich nur die Frage, ob manche Darstellungen des „inneren Selbst“ dem Appetit empfindlicher Gemüter auch wirklich zuträglich sind.


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