Home Design Lichtdesign mit poetischer Ironie: Ingo Maurer (1932 – 2019)

Lichtdesign mit poetischer Ironie: Ingo Maurer (1932 – 2019)

von Markus Schraml
Ingo Maurer (1932 - 2019)

Vögel, Schmetterlinge, Alltagsgegenstände, kleine Figuren sind die Protagonisten der kreativen Welt von Ingo Maurer. Seine Leuchten und Lichtobjekte changieren zwischen Design und Kunst, zwischen Poesie und Humor. Der auf der Insel Reichenau geborene Lichtgestalter starb im Alter von 87 Jahren im Kreise seiner Familie in München. Zeit Lebens hat ihn die Faszination für eine bestimmte Form nicht losgelassen – die Form der Glühbirne. In ihr sah er die ideale Verbindung von Technik und Poesie. Er verschob mit unterschiedlichsten Kreationen diesen ikonischen Alltagsgegenstand in immer wieder überraschende Zusammenhänge und drang damit oftmals weit ins Feld der Kunst vor. Die Grenzen des Denkbaren, auf jeden Fall des Konventionellen, regelmäßig überschreitend, war und ist er einer der weltweit einflussreichsten Lichtdesigner.

Zu den bekanntesten Entwürfen des 1932 geborenen Maurer zählen „Bulb“ (1966), „YaYaHo“ (1984, Ingo Maurer und Team), die geflügelte Glühbirne „Lucellino“ (1992), die Pendelleuchte „Zettel’z“ (1997), „One From The Heart“ (1989) und „Porca Miseria!“ (1994). Seine Lichtobjekte finden sich in den Sammlungen der bedeutendsten Museen der Welt, wie etwa im Museum of Modern Art in New York. Derzeit ist eine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München in Vorbereitung, die ab November zu sehen sein wird und Einblicke in das Werk Maurers vermittelt. Der Lichtgestalter erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland und den Compasso d’Oro für sein Lebenswerk.

[perfectpullquote align=”full” bordertop=”false” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Ich brauche die Provokation. Das gibt mir Kraft, um kreativ sein zu können. Ingo Maurer (1932 – 2019)[/perfectpullquote]

Im Lichtdesign geht es um die Verbindung von gestalterischer Kraft und Technologie. Ingo Maurer war auch ein Vorreiter in der Entwicklung und Verwendung neuester Innovationen. So setzte er in den 1980er Jahren Niedervolt-Halogen-Systeme ein. Bereits 2001 produzierte Maurer die erste LED-Schreibtischlampe und ab 2006 verwendete er OLEDs. Seine späteren Erfolge gingen alle von der bayrischen Hauptstadt aus. Seinen unkonventionellen Blick auf die Dinge eignete er sich aber wohl in den USA an, wo er zwischen 1960 und 63 als freier Grafiker tätig war. Auch nach seiner Rückkehr nach München reiste er viel in andere Länder, wie Japan, Brasilien und immer wieder in die USA. Seit über 40 Jahren lebte er auch in New York, eine Metropole, die in seit den 60er Jahren faszinierte. Stets betonte er, dass Zuhause für ihn ein Ort sei, an dem er sich wohlfühle und der ihn inspiriere.

Neben den eigenen Kollektionen setzte Ingo Maurer auch mit zahlreichen Auftragsarbeiten im privaten und öffentlichen Bereich Zeichen. Etwa mit der Beleuchtung der U-Bahn-Stationen „Westfriedhof” (1998), der „Münchner Freiheit” (2009) oder dem Pendel „Flying to Peace” für die Messe Frankfurt (2018). Im vergangenen Jahr schloss er das Gesamtkonzept für das Weingut Tsinandali in Georgien ab und seit wenigen Tagen erst erstrahlt das Residenztheater München mit der „Silver Cloud“ in neuem Licht.

Die einzigartigen Lichtobjekte von Ingo Maurer zeugen von einem offenen Geist. Intensive Arbeit an den Details und Diskussionen im Team führten zu innovativen Ergebnissen, bei denen die Leichtigkeit der ersten Skizze noch spürbar ist. Maurer über seinen kreativen Prozess: „Zuerst entsteht in meinem Kopf die Idee von einem Objekt – wie ein Traumgebilde. Erst im nächsten Schritt suche ich gemeinsam mit meinem Team nach Wegen für die Realisierung. Manchmal dauert es Jahrzehnte, bis die technischen Entwicklungen unsere Vorstellung möglich machen.“


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