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London Design Medal 2022

von Markus Schraml
London Design Medals 2022

Wie das London Design Festival bekannt gab, sind die diesjährigen Empfänger der London Design Medals Sandy Powell OBE, Indy Johar, Joycelyn Longdon und Sir Don McCullin CBE. „Jedes Jahr wählt die Jury der London Design Medals vier Persönlichkeiten aus, die einen signifikanten Beitrag zur Designindustrie geleistet haben“, sagt Ben Evans CBE, Direktor des London Design Festival.

Den Hauptpreis, die London Design Medal, erhält Sandy Powell, die mit ihren Kostümentwürfen preisgekrönte Filme wie The Favourite, The Young Victoria oder Shakespeare in Love ausgestattet hat. Powell hat über vier Jahrzehnte hinweg mit über 20 Regisseuren an über 50 Filmen mitgewirkt. Geboren 1960, wuchs Powell im Süden Londons auf. Ihre Mutter brachte ihr das Nähen auf einer Singer-Nähmaschine bei. Schon in jungen Jahren experimentierte sie mit Mustern, zerschnitt sie und passte sie an. Ein einschneidender Punkt in Powells Karriere war, als der Filmregisseur und Bühnenbildner Derek Jarman sie als Kostümbildnerin für seinen Film Caravaggio (1986) mit Tilda Swinton und Sean Bean engagierte.

„Im Film werden jene Leute ausgezeichnet, die in einem Jahr an dem genau richtigen Projekt gearbeitet haben. Ich bin sehr dankbar und schätze die Tatsache, dass meine Arbeit anerkannt wird, allerdings ist die London Design Medal doch spannender, weil hier alle Designdisziplinen berücksichtigt werden – nicht nur ich und andere Kostümdesigner. Das ist eine große Ehre“, kommentiert Sandy Powell den Erhalt der Designmedaille.

Design Innovation Medal

Die Design Innovation Medal ist Persönlichkeiten vorbehalten, die ihren Fokus auf Design legen, als Basis für alle Entwicklungen und Prozesse. 2022 erhält Indy Johar diese Auszeichnung. Der Architekt ist Gründer von 00 und Dark Matter Labs. Mit 00 hat Johar mehrere soziale Unternehmungen mitbegründet, vom Impact Hub Westminster bis zum Impact Hub Birmingham. Er war Co-Leiter von Forschungsprojekten wie The Compendium for the Civic Economy und unterstützte mehrere 00 Forschungen und Experimente, darunter wikihouse.cc, opendesk.cc. Johar ist nicht geschäftsführender Direktor der WikiHouse Foundation & Bloxhub.

Dark Matter Labs ist ein Feldforschungsunternehmen, das sich auf den Aufbau institutioneller Infrastrukturen für Zivilgesellschaften, Städte, Regionen und Gemeinden konzentriert. Die Arbeit von Dark Matter Labs ist nicht auf Gebäude oder Produkte fokussiert, sondern auf die zugrunde liegende kurzlebige Infrastruktur – Systeme, Institutionen und Richtlinien – die sie ermöglichen oder einschränken. Diese reichen von Gesetzen rund um Eigentum, Vertragswesen und öffentliche Rechnungslegung bis hin zu fest verankerten sozialen und politischen Normen und Wertvorstellungen – mit anderen Worten, den vielen Entscheidungen, die Städte wie London prägen.

„Wir befinden uns in einem Moment, in dem der größte Teil der Welt um uns herum neu gedacht werden muss. Design ist ein Akt der Synthese, daher glaube ich, dass es eine zentrale Rolle in Bezug auf das Materielle, Soziale und Institutionelle und ihre Verflechtung spielen wird. Ich sehe die Disziplin wachsen“, meint Johar.

Emerging Design Medal

Die Emerging Design Medal erhält die 24-jährige Joycelyn Longdon. Sie ist Doktorandin an der Cambridge University im Programm Artificial Intelligence for Environmental Risk (AI4ER). Ihre Doktorarbeit verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und kombiniert maschinelles Lernen, Bioakustik, Waldökologie, indigenes Wissen und Soziologie, um die Rolle der Technologie beim Waldschutz zu untersuchen. Longdon hat in Ghana Feldforschung betrieben, wo sie mithilfe von Einheimischen akustische Sensoren installierte, um Waldgeräusche und Wildtiere in der Umgebung aufzuzeichnen. Nächstes Jahr wird Longdon die ghanaischen Gemeinden erneut besuchen, um ihre Erkenntnisse zu präsentieren und ein interaktives Tool zu entwickeln, das ihnen hilft, mit ökologischen Daten umzugehen.

Longdon ist Gründerin von ClimateInColour, einer Online-Bildungsplattform und Community für Menschen, die sich über das Thema Klima informieren wollen. Diese Plattform soll den Dialog über das Klima zugänglicher und vielfältiger machen. Dafür arbeitet Longdon mit einer Vielzahl von Organisationen zusammen, darunter Estée Lauder, Samsung, Oxfort University, The Design Museum, Greenpeace sowie der Wellcome Collection.

„Ich möchte an Problemen arbeiten, die diejenigen betreffen, die naturnah leben, aber auch sehr verwundbar sind. Wenn Technologie eine größere Rolle beim Naturschutz spielen soll, dann denke ich, dass die Menschen diese Technologie auf gerechte und respektvolle Weise entwickeln müssen“, betont Longdon.

Lifetime Achievement Medal

Die Lifetime Achievement Medal zeichnet signifikante Beiträge zur Designindustrie aus, die über eine gesamte Karriere hinweg geleistet wurden. Mit Sir Donald McCullin CBE wird ein britischer Fotojournalist geehrt, der speziell für seine Kriegsfotografie und seine Bilder von Stadtkämpfen bekannt ist. In seiner Karriere hat er sich darauf spezialisiert, die Kehrseite der Gesellschaft festzuhalten. Auf seinen Fotos werden Arbeitslose, Unterdrückte und Verarmte dargestellt. „Dadurch hat McCullin die Art und Weise mitbestimmt, wie wir die Welt sehen“, urteilt die Jury der London Design Medal.

Nach seinem Militärdienst, der ihn nach Ägypten, Kenia und Zypern führte, begann er nach seiner Rückkehr nach London damit, eine lokale Gang namens The Guv’nors mit einer Rolleicord Doppelreflexkamera zu fotografieren. Jemand überredete ihn, diese Fotos dem Bildredakteur des Observer zu zeigen. So begann seine Karriere. Das war 1959 und McCullon gerade einmal 23 Jahre alt. Zwischen 1966 und 1984 arbeitete er als Auslandskorrespondent für das Sunday Times Magazine. Besonders gelobt wurde seine knallharte Berichterstattung über den Vietnamkrieg und den Nordirlandkonflikt.

Die Fotos von Maryon Park in London, die in Michelangelo Antonionis Film Blowup verwendet wurden, stammen von McCullin. 1968 wurde er eingeladen, die Beatles zu fotografieren. Diese Fotoserie, die an mehreren Orten in London entstand, wurde unter dem Namen „The Mad Day Out“ bekannt. „Alles, was man mit der Kamera macht, ist kreativ. Sie kann eine tödliche Waffe sein, die hässliche Wahrheiten erzählt, aber sie kann auch frohe Geschichten erzählen. Was auch immer ich tat, ich stellte sicher, dass ich es friedlich machte. Anstelle eines Gewehrs habe ich die Kamera genommen“, sagt McCullin.

Zu den diesjährigen Jurymitgliedern gehörten: Ozwald Boateng OBE, Sarah Douglas, Ben Evans CBE, Tristram Hunt, Domenic Lippa, Jay Osgerby OBE, Justine Simons OBE, Sir John Sorrell CBE, Paul Thompson und Jane Withers.

Die Gewinner werden ihre Medaillen am Abend des 22. September im St Bartholomew’s Hospital erhalten.


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