Home Architecture Mit wenig viel erreichen – Architektur der Zukunft

Mit wenig viel erreichen – Architektur der Zukunft

von Markus Schraml
A Lot With Little, Tapio Snellman

Die Ausstellung „A Lot With Little“ wandert nach ihrer Premiere bei der letztjährigen Architekturbiennale in Venedig um die Welt. Die erste Station war Chicago, wo die von Noemí Blager kuratierte und produzierte Schau bei MAS Context seit 26. Oktober 2023 zu sehen ist. (noch bis 27. Januar 2024) A Lot With Little präsentiert Arbeiten von 10 internationalen Architekturbüros sowohl aus hoch entwickelten als auch wenig entwickelten Ländern. Der Fokus liegt dabei auf nachhaltigen Lösungen im Wohnbau, in Bildung, der Umwandlung bestehender Gebäude sowie der Katastrophenhilfe. Gezeigt werden Projekte mit unterschiedlichen Ansätzen zu der Fragestellung, wie ein Mangel an Ressourcen oder Geld durch kreative Energie überwunden werden kann. Ab 26. 1. wird die Ausstellung im ZAZ BELLERIVE Zentrum Architektur Zürich zu sehen sein, ab 8. März dann im DAZ (Deutsches Architektur Zentrum) in Berlin.

Im Zentrum der Ausstellung stehen Filme des in London ansässigen finnischen Filmemachers Tapio Snellman. Der Regisseur und Künstler vermittelt mit seiner Bildsprache ein Gefühl für die jeweilige räumliche Struktur und die Herausforderungen für die Architekten, die er auch in Interviews zu Wort kommen lässt. Darunter so bekannte Persönlichkeiten wie Francis Kéré oder Anne Lacaton und Jean Philippe Vassal.

Wohnbau neu denken

Aus dem Bereich Wohnbau ist beispielsweise ein Projekt der nigerianischen Architektin Mariam Issoufou Kamara (Atelier Masōmī) mit dabei. In Niamey im Niger entstand eine Wohnsiedlung mit erhöhter Dichte, um auf das enorme Wachstum der Stadt zu reagieren. Dabei griff das Team auf vorkoloniale Vorbilder der Region wie Timbuktu zurück und setzte auf die typischerweise einstöckigen Häuser in Niamey weitere Stockwerke. Gleichzeitig wurde die Grundfläche verringert und damit die Anzahl der Wohneinheiten pro Gebäude drastisch erhöht. Das Projekt Niamey 2000 war auf der Shortlist des Aga Khan Award for Architecture 2022 vertreten.

Niamey 2000, Niger, 2016. Architektur: Mariam Issoufou Kamara, Atelier Masōmī. Filmstill © Tapio Snellman

Gebäude für die Bildung

Das Non-Profit-Büro Semillas von Marta Maccaglia hat in Peru bereits eine Reihe von Schulprojekten umgesetzt. In der Ausstellung wird ein Forschungsprojekt gezeigt, das den Fokus auf Interventions- und Priorisierungsstrategien für den Aufbau von Bildungsinfrastrukturen in den ländlichen Gebieten der Regionen Cajamarca, Amazonas und San Martin legt. Die Untersuchung reicht von einer genauen Erfassung der geografischen und historischen Landschaft sowie deren Konflikte über eine Analyse der dortigen Gesellschaft und den bildungsmäßigen Kontext bis hin zur Darstellung potenzieller Projekte. Vergangenen Mai erhielt die Italienerin Maccaglia den ersten divia award in Berlin.

Architektur für Notfälle

Im Bereich der Katastrophenhilfe greift die Ausstellung Projekte von Marina Tabassum Architects in Bangladesch sowie die Paper Concert Hall von Shigeru Ban Architects (in Zusammenarbeit mit dem Freiwilligen-Netzwerk von Architekten – VAN) in L’ Aquila (Italien) auf. Gerade Ban, der für seine Kartonrohrstrukturen bekannt ist, die er in einer ganzen Reihe von Projekten verwendet hat, steht wie kein anderer für architektonische Krisenhilfe. Seine Leichtbaustrukturen wie das Trennwandsystem aus Karton für Evakuierungszentren und sein generelles Engagement in der Katastrophenhilfe sind vorbildhaft. Seit 2020 ist er geladener Professor am International Research Institute of Disaster Science in Japan.

Sponsored by Arper

Als Sponsor der Ausstellung fungiert Arper. Der italienische Möbelhersteller sieht dieses kulturelle Engagement eng mit den eigenen Wertvorstellungen verknüpft. Für CEO Roberto Monti ist A Lot With Little eine faszinierende Reise in die Welt der Architektur. Wobei klar werde, warum es eigentlich gehe – nämlich die Bedürfnisse der Menschen wahrzunehmen und zu berücksichtigen.



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