Umweltverträglichere Produktionsweisen werden in der Möbelindustrie seit vielen Jahren immer stärker implementiert. Dabei gehen Fragen nach Energieaufwand bzw. -herkunft und Materialverbrauch mit ökonomischen Interessen durchaus Hand in Hand. Die Heizung der Produktionshalle mit Verschnittholz zu betreiben ist naheliegend und wurde schon praktiziert, als das Wort Nachhaltigkeit noch kaum jemand im Mund führte. Leichtere Möbel zu gestalten, um weniger Material zu verbrauchen, ist vor allem in den letzten Jahren vermehrt bei Herstellern anzutreffen. Von ersten Ansätzen bis hin zu einer für viele als vorbildhaft angesehenen Kreislaufwirtschaft ist der Weg allerdings weit. Und das es genau das ist – ein langer Weg mit vielen Stationen – zeigt auch der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht von Bene, dem österreichischen Büromöbelspezialisten.
Bene installierte bereits 2006 das Qualitäts- und Umwelt-Managementsystem EN ISO 14001. Das darin Dokumentierte wird seit 2011 in Nachhaltigkeitsberichten festgehalten. Der nun veröffentlichte Nachhaltigkeitsbericht 2023 enthält die Maßnahmen und Ziele, die in den Jahren 2021 / 2022 umgesetzt bzw. erreicht wurden. So konnten die Emissionen reduziert werden (von 621 auf 542 Tonnen CO2, –12 %), obwohl die Produktion im letzten Jahr gesteigert wurde. Dies liegt laut Bericht zum Großteil am verringerten Einsatz fossiler Treibstoffe für die firmeneigenen Pkw sowie am verminderten Einsatz von Öl im Heizbetrieb. 2022 wurden vier neue Biomasseheizkessel inklusive Elektrofilter installiert, die den alten Holzspänekessel und die Ölheizung ersetzt haben. Als Brennstoff dienen Holzabfälle aus der Produktion.
Seit 2020 stammt der Strom für die österreichischen Standorte von Bene ausschließlich aus Wasserkraft. Um vermehrt Strom aus eigener Erzeugung nutzen zu können, hat das Unternehmen 2022 eine Fotovoltaikanlage mit knapp 100 kWp installiert. Gerade in puncto Stromversorgung ist Weiteres geplant: So soll im Zuge der Sanierung des Daches der Produktionshalle eine zusätzliche Fotovoltaikanlage montiert werden, die mit einer Leistung von 3 MWp einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des Strombedarfs leisten wird. Die durch die Sanierung verbesserte Isolierung wird wiederum den Heizenergiebedarf senken.
Zertifizierungen und Umweltlabels
Zur Bemessung der Umweltfreundlichkeit existieren zahlreiche Labels und Zertifizierungen in unterschiedlichen Qualitäten bzw. Aussagekraft. 2021 gelang es Bene als erstem österreichischen Möbelhersteller, die Bewertung ausgewählter Produkte nach EU Ecolabel zu erreichen. Im Jahr 2022 konnte sich das Unternehmen zudem bei der FEMB-Zertifizierung von Level 2 auf Level 3 verbessern – der höchsten Stufe. Das bedeutet für den Hersteller in den Bereichen Material, Energie, Atmosphäre, Chemikalienmanagement sowie soziale Verantwortung weitere Punkte. Dies sind nur zwei Beispiele in einer langen Reihe von Zertifikaten, die das Unternehmen im Lauf der Jahre erwarb.
Kreislaufwirtschaft als Ziel
Als Ziel hat die Unternehmensführung von Bene unter anderem das Erreichen einer umfassenden Kreislaufwirtschaft ausgegeben. Das heißt, alle Produktionsmittel werden im Kreis geführt und keine neuen Ressourcen verbraucht. Als einem Aspekt auf dem kniffeligen Weg dorthin wurden 2022 an die 2.500 Tonnen Abfallmaterial an Spanholzplattenproduzenten geliefert, die daraus wiederum neue Platten herstellten. Einen wichtigen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft stellt auch die bFRIENDS-Kollektion dar. Bereits genutzte pflanzenbasierte Rohstoffe (also Abfälle) werden per 3D-Druck zu Accessoires für das Büro und den Heimbedarf verarbeitet, ganze 9.900 Stück waren es im Jahr 2022. Wie für Möbelhersteller üblich ist auch bei Bene der am meisten verwendete Rohstoff Holz (10.800 Tonnen / Jahr). Schon aus Eigennutz heraus, nämlich die langfristige Versorgung mit Holz, ist das Unternehmen bestrebt, diesen Werkstoff aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu beziehen.
Flexibles Design, langlebige Produkte
Einen nicht zu unterschätzenden Anteil an mehr Umweltfreundlichkeit hat das Design der Produkte. Neben Flexibilität und Konfigurierbarkeit geht der Trend dahin, die Möbel reparierbar zu gestalten und die Materialien so zu verbinden, dass sie sortenrein trennbar sind. „Wir denken unsere Designprozesse neu: Der gesamte Produktentwicklungsprozess basiert inzwischen maßgeblich auf ökologischen Anforderungen. Denn es ist unsere Verantwortung als Unternehmen, den Kundinnen und Kunden Produkte anzubieten, die so nachhaltig wie möglich sind“, wird Patricia Möckesch, Head of Innovation & Design bei Bene, im Nachhaltigkeitsbericht zitiert.
Trotz des hier behaupteten Primats der Ökologie müssen Büromöbel vor allem den hohen Anforderungen an die Funktionalität gerecht werden. Sie müssen ergonomisch durchdacht, robust konstruiert und aus langlebigen Materialien gefertigt sein. Ein modularer Aufbau gewährleistet dabei die Austauschbarkeit von Komponenten, verbunden mit der Möglichkeit, Einzelteile zu reparieren. In jüngster Zeit rückt vor allem die Langlebigkeit in den Fokus. Hochwertige Möbel, die zudem leicht repariert werden können, überholen in der Rangliste der umweltschonenden Produktionszyklen das in vielen Köpfen noch führende Recycling. Denn Dinge weiterzuverwenden ist weitaus ökologischer als Materialien zu recyceln, wofür (mitunter erhebliche) Energie aufgewendet werden muss.
Zeitgemäßes Design sollte auch im Hinblick auf Bürogestaltungen möglichst flexibel sein. So können Möbel über die Zeit hinweg unterschiedlichen Anforderungen angepasst werden. Bestes Beispiel ist die Kollektion CASUAL by Bene, die mit dem Fokus auf das Miteinander und den Austausch entwickelt wurde. Der maßgebliche Ansatz dieses Entwurfs war die Sparsamkeit beim Material. Der Rahmen der Bank etwa wurde so optimiert, dass er sowohl stabil als auch besonders leicht ist. Reduzierter Materialeinsatz stand auch beim Design der Polster im Zentrum.
Materialien in Zweitverwendung
65 % der eingesetzten Materialien bei Bene sind recycelt. Ein Vorzeigeprodukt in dieser Beziehung ist PIXEL. Dort konnten die Umweltauswirkungen weiter reduziert werden, indem die Stellfüße durch Kunststoff ersetzt wurden, der zu 100 % aus Post-Consumer-Recycling-Material besteht. Zu jedem seiner Produkte erstellt Bene eine Ökobilanz mit allen Daten insbesondere zu den Aspekten Gewicht, CO2-Fußabdruck, Einsatz erneuerbarer Materialien, Anteil recycelter Materialien, Zerlegbarkeit, Recyclingfähigkeit, Heizwert, graue Energie (durch die Herstellung der Rohstoffe / Vorkette), Wasserfußabdruck und gespeicherter Kohlenstoff. Der Karton und die Pappe der Verpackungsmaterialien bestehen im Durchschnitt zu 90 % aus recycelten Materialien.
Umsatzplus und neue 3er-Spitze
Der Umsatz konnte von 2021 auf 2022 um 29 % gesteigert werden: von 136,3 Mio. auf 176,4 Mio. Euro. Die Geschäftsführung wurde Mitte 2022 von zwei auf drei Personen erweitert. Manfred Huber verantwortet als neuer technischer Direktor (COO) die operativen Abläufe und den technischen Fortschritt des Unternehmens. Benedikt Wolfram ist neuer Chief Financial Officer (CFO) und außer für den Bereich Finance & Legal auch für die Digitalisierung verantwortlich. Gemeinsam mit dem langjährigen Geschäftsführer Michael Fried (Sales, HR, Marketing und Innovation) bilden sie die neue Geschäftsführung von Bene.