Home Design Orgatec 2022 – die Rückkehr ins Büro

Orgatec 2022 – die Rückkehr ins Büro

von Markus Schraml
S-CAB, Squid Table, Lady B-Pop

Vor bereits vier Jahren fand die letzte Orgatec in Köln statt. Zurecht sprachen die Veranstalter nun von einem Restart der internationalen Leitmesse für Arbeitswelten. Und obwohl die Zahlen der sehr erfolgreichen Ausgabe 2018 bei Weitem nicht erreicht werden konnten, sind 45.000 Fachbesucher aus 130 Ländern doch recht beachtlich (2018: 63.000). Interessant ist vor allem, dass der prozentmäßige Auslandsanteil erhöht werden konnte. Einige große Büromöbelhersteller blieben der Messe zwar fern, aber im Großen und Ganzen vermittelte die Orgatec 2022 einen guten Überblick über die aktuellen Möbel- und Arbeitstrends: hybrides Arbeiten, Attraktivierung des Büros, smarte Technologien und nachhaltige Materialien. In vielen Aussagen kam zudem die Meinung (oder der Wunsch) zum Ausdruck, dass – trotz aller Wenn-und-Abers – die Menschen nun wieder ins Büro zurückzukehren werden.

Die FORMFAKTOR-Redaktion traf eine Auswahl aus den 683 Ausstellern aus 43 Ländern und präsentiert im Folgenden ihre Highlights der Orgatec 2022:

Auch bei Büromöbeln ist Leichtigkeit angesagt. Ein Beweis dafür ist die Wiedereinführung von „Sting“, einem Stuhl von Blå Station aus dem Jahr 2003. Das Design von Borselius & Mattson hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Die ursprüngliche Aufgabe, „einfach“ einen ganz normalen Stuhl zu entwerfen, lösten die beiden Designer mit nur zwei Materialien: Aluminium und Edelstahl und mit einer perfekten Neigung der Rückenlehne. „Sting“ ist gut stapelbar und lässt sich verbinden. Heute wird das Aluminium fast ausschließlich aus wiederverwendetem Material bezogen, das in der Umschmelzanlage von Hydro in Sjunnen (Schweden) verarbeitet wird. Die Profile bestehen zu 90 % aus recyceltem Aluminium.

Wenn es um leichte Büromöbel geht, haben italienische Hersteller die Nase vorn. Zum Beispiel Lady B Pop (Design: Studio Zetass) oder Hug (Design: Studio Meneghello Paolelli) von S-CAB – sie beweisen, dass komfortables Sitzen nicht zwangsläufig dicke Polsterungen erfordert. Oder die Cockpit-Variante des Stuhls „Seela“ von LaPalma. Antti Kotilainen schuf eine perfekte Schale aus Polypropylen, die ohne Unterbrechung in die Sitzfläche mit integrierter rundlicher Sitzflächeneinlage aus Holz übergeht.

Eine alles umfassende Schale umfängt den Körper. Auf eine Basis mit Rollen gestellt, ergibt das einen Office-Stuhl,
der wenig Platz benötigt. © LaPalma srl

Arbeitsplätze haben sich in den letzten 15 Jahren – vor allem bei digitalen Großkonzernen – ein Stück weit zu Spielplätzen entwickelt. Verführerische Angebote für den Fun-Factor im Büro kommen ebenfalls aus Italien. FAS Pendezza ist bekannt für hochwertige Tischfußball-, Tischtennis- oder Billardtische, die sich ebenso fürs Büro eignen. Vor allem wenn man sie abdecken und somit auch anders nutzen kann.

Sitz/Steh-Tische für mehr Bewegung

Apropos Tisch: Diese Möbelkategorie spielt im Büroumfeld eine enorm wichtige Rolle. Für die meisten Arbeiten, sei es im Büro oder im Handwerk, sind Tische unabdingbar. Und im Hinblick auf mehr Bewegung am Arbeitsplatz sind höhenverstellbare Tische oder unterschiedlich hohe Tische im Büro im Kommen. Eine recht ungewöhnliche Variante hat Prooff in seinem Portfolio. Der preisgekrönte „Counterweight Table“ im Design von HeijltjesAkkaya begeistert mit Industrial Look. Ein zylindrisches Gegengewicht gleicht die Masse der Tischplatte und des Gestells aus. Die so nahezu schwebende Oberfläche kann in jeder gewünschten Höhe fixiert werden. Mit der Float-Sitz/Steh-Schreibtischserie hat Humanscale einen starken Fokus auf das Thema weniger Sitzen am Arbeitsplatz gelegt. Auf der Orgatec präsentierte das New Yorker Unternehmen den elektrisch verstellbaren Sitz/Stehtisch eFloat. Dieses System ermöglicht Nutzern, mühelos mit nur einer Berührung vom Sitzen zum Stehen zu wechseln.

In diesem Video werden eindrücklich die Gründe für mehr Bewegung am Arbeitsplatz erläutert. Ein Sitz/Stehtisch kann dabei helfen.

Wenn bestimmte Arbeiten aus gesundheitsfördernden Gründen im Stehen erledigt werden sollen, bieten sich zum Beispiel Meetings an. Die Treffpunkte dafür könnten dementsprechend ausgestattet werden. Mit se:lab meet & stand bietet Sedus eine flexible Variante, die sich durch elektromotorische Höhenverstellung auch für Meetings im Stehen eignet.

Meetings im Stehen sind die Zukunft: der se:lab meet & stand macht’s möglich. © Sedus

Umweltfreundliche Büroeinrichtungen

Das Thema Nachhaltigkeit ist auch bei Office-Einrichtungen seit einigen Jahren auf dem Tapet. Mittlerweile gibt es kaum eine neue Entwicklung mehr, mit der die Hersteller nicht versuchen, ökologischer zu handeln: in puncto Herstellungsprozessen, vor allem aber bei den Materialien. Ein Beispiel dafür ist die Einführung von Textile Tabletop von Kvadrat Really. Es handelt sich um eine No-Waste Plug-and-Play-Lösung für alle Arten von Tischen. Dabei verwendet der dänische Hersteller recycelte Alttextilien. Dieses zu 100 % kreislauffähige Material ist ein weiterer Schritt im Bestreben von Kvadrat Really, hochwertige zirkuläre Materialien zu kreieren. Das sind etwa Materialien aus Altbaumwolle, Altwolle aus der Textindustrie, aus Industrie-Wäschereien sowie Abfälle des Eigentümers Kvadrat.

Kvadrat Really präsentierte in Köln eine neue textile Tischoberfläche. Foto © Benjamin Lund

Textile Tabletop besteht zu 70 % aus recycelten Textilien, zu 30 % aus schonendem Zweikomponenten-Bindemittel und einer transparenten Melaminfolie an der Oberfläche. Für die Herstellung werden keine Farbe, Wasser oder giftige Stoffe verwendet, versichert das Unternehmen. Zudem kann das Material nach einem Lebenszyklus zerkleinert und zu neuen Materialien von Kvadrat Really recycelt werden.

Ein weiteres Beispiel ist der erste zirkuläre Teppich aus Monomaterial von OBJECT CARPET. Gemeinsam mit seinem holländischen Partner Niaga® hat der deutsche Teppich-Experte in acht Jahren Arbeit den ersten vollständig recycelbaren Teppichboden entwickelt, der ausschließlich aus Polyester besteht. „NEOO ist der erste zirkuläre Teppichboden, der in seinen Eigenschaften bisherige textile Bodenbeläge in den Schatten stellt. Geeignet für den Objektbereich, für Büro und Hotel, leicht zu verlegen, leicht zu reinigen und nach jedem Nutzungszyklus komplett und in einem Stück recycelbar“, erklärt Lars Engelke, Geschäftsführer für Produktion und Entwicklung.

Das größte Problem beim Recycling von Teppichböden besteht darin, dass sie meist aus mehreren Werkstoffen bestehen, die fest miteinander verbunden sind und somit nur schwer oder mit hohem Aufwand recycelt werden können. Durch die Verwendung von Polyester wird dieses Problem umgangen, denn nicht nur der Teppich selbst auch das Faserbindemittel besteht zu 100 % aus Polyester. Das Hot-Melt-Verfahren verzichtet auf den Vorstrich und verbindet das Ober- mit dem Trägermaterial durch Auftragen des Niaga® Polyester-Klebstoffs.

Viele Büromöbelspezialisten bemühen sich, ihre Produkte umweltverträglicher herzustellen. Neben der Verwendung von recycelbaren und recycelten Materialien sowie Maßnahmen in den Produktionsprozessen gilt auch in diesem Bereich, dass ein Möbel umso nachhaltiger ist, je länger es eingesetzt werden kann. Der Faktor lange Haltbarkeit / Qualität sollte nicht unterschätzt werden, stellt aber gerade bei intensiv genutzten Büromöbeln eine Herausforderung dar.


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