Unter dem Titel „ICONE. Voices of Design Made in Italy“ ist in der katarischen Hauptstadt Doha ab 20. September eine Ausstellung zu sehen, die auf recht umfangreiche Weise die Geschichte der italienischen Designindustrie zeigt. Kuratiert von der Galeristin Rossana Orlandi und designt von Micheletti+Partners wurde die Schau ausgehend von zwei Schlüsselbegriffen entwickelt: Emotion und Bildung.
Orlandis Idee der Ausstellung war es, das einmalige Know-how italienischer Herstellungsbetriebe darzustellen. Die beste Art, dies zu tun, ist auf die Ursprünge der ikonischen Designstücke wie Mario Bellinis „Le Bambole“ oder Gio Pontis „Love Chair“ einzugehen. Vor diesem Hintergrund wurden die beteiligten Kreativen eingeladen, jene Stücke auszuwählen, die sie am meisten begeistern. So wurde ein kontinuierlicher Dialog mit den vorgestellten Unternehmen in Gang gesetzt. Ausstellungsarchitekt Lucio Micheletti stellte sich für die Szenografie die Dunkelheit als idealen Rahmen für die Präsentation der Möbel vor. Er wollte den musealen Charakter einer Ausstellung mit der Spannung einer Theaterbühne verschmelzen.
Ikonische Stehleuchte von Achille und Pier Giacomo Castiglioni (1962). Mit einem Verfahren, das es vor 60 Jahren noch nicht gab, lenkt die Arco K 2022 Limited Edition den Fokus auf die Struktur der Lampe selbst. © Flos
„Möbel für Männer“ von Alessandro Mendini. In dem 10 Jahre andauernden Projekt entwarf Mendini Stücke aus Bisazza-Goldmosaiksteinchen. Unter anderem eine Manager-Aktentasche, die auf einem Sockel-Schrank thront. © Bisazza
Ursprünglich entwarf Gio Ponti den Sessel D.154.2 (Love Chair) für die Villa der Plancharts in Caracas (1953-57). Er ist Teil der Gio Ponti Collection, die von Molteni&C unter der künstlerischen Leitung von Studio Cerri & Associati kuratiert wurde. © Molteni&C
Den Sessel „Le Bambole“ designte Mario Bellini 1972, wofür er 1979 den Compasso d’Oro erhielt. Das Besondere ist das scheinbare Fehlen einer tragenden Struktur sowie die visuell perfekte Kombination aus Komfort, Weichheit und Elastizität. © B&B Italia
Mithilfe modernster Beleuchtungs- sowie Audiotechnologien soll das Publikum in das Geschehen einbezogen werden, wodurch ein immersives Erlebnis entstehen soll. Nach der Idee Michelletis betreten die Besucher einen schwach beleuchteten Raum, in dem sich die Objekte Stück um Stück aus der Dunkelheit herausschälen. In diesem Setting spielt der Ton eine wichtige Rolle, denn die Designer sprechen selbst über ihre Kreationen. Markierungen am Boden zeigen den Weg durch die Welt des Designs. Die Ausstellung ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten werden die Objekte in Akteure verwandelt. Der zweite Teil, der von Francesca Molteni geleitet wird, ist den Unternehmen gewidmet. In Form von Videos werden deren Geschichten erzählt.
Die Memphis-Bewegung, die zu Beginn der 1980er-Jahre von Ettore Sottsass gegründet wurde, hinterfragte das Dogma des Funktionalismus und verfolgte die Emanzipation von der Selbstherrlichkeit der industriellen Auftraggeber. Im Bild: Freemont-Sideboard von Ettore Sottsass. © Memphis Milano, Foto: Riccardo Gasperoni
Der „Utrecht“-Sessel von Gerrit Thomas Rietveld von 1935 wird heute von Cassina produziert und ist Teil der iMaestri-Kollektion. Das Nebeneinander von rechten Winkeln, Rückenlehne und Sitz, die sich am Boden treffen, sowie Armlehnen, die sich in Stützteile verwandeln, sind charakteristische Merkmale dieses Möbels. Foto © Stefano Candito
Rossana Orlandi ist selbst eine Ikone – und zwar als Galeristin und Mäzenatin von jungen Designern. Sie kuratierte die Ausstellung in Doha. Foto © Giovanni Gastel für Elle Decor
Die von der italienischen Botschaft in Katar geförderte und von den Qatar Museums veranstaltete Ausstellung fußt auf einer ganzen Reihe von bilateralen Beziehungen zwischen Italien und Katar. Die Handelszahlen zwischen den beiden Ländern sind kontinuierlich im Steigen begriffen. Als nächste internationale Großveranstaltung findet die EXPO Doha 2023 von Oktober 2023 bis März 2024 in Katar statt. Auf der Weltausstellung für Gartenbau wird auch Italien mit einem nationalen Pavillon vertreten sein.
Die Ausstellung „ICONE“ ist vom 20. September bis 20. Dezember im M7 (Msheireb Downtown, Abdullah Bin Thani St, Doha) zu sehen.