Home Design Und immer wieder geht die Sonne auf – Johanna Pichlbauer im MAK

Und immer wieder geht die Sonne auf – Johanna Pichlbauer im MAK

von Markus Schraml
Johanna Pichlbauer

„Ich habe 25 Solarpaneele gefragt, was sie tun würden, wenn sie einmal einen Tag nicht arbeiten müssten. Nun freue ich mich, die Ergebnisse in einer Ausstellung in der MAK Galerie zu zeigen“, führt Johanna Pichlbauer in ihre Schau mit dem Titel „There will be! People! On the sun! Soon!“ ein. Die österreichische Designerin widmet sich mithilfe „spielerischer Interventionen“ der Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Dabei versucht sie herauszufinden, wie viel poetisches Potenzial im Mechanischen steckt und was es für die Menschen bedeutet, in einer Welt zu leben, in der sie von vernetzten Technologien umgeben sind. Für die Ausstellung im MAK legt sie den Fokus auf die Sonne.

„Was ist Klimafürsorge anderes als sich um jene zu kümmern, die unsere Energie produzieren“, fragt sich Pichlbauer. Mit popkulturellen Bildern und Memes sowie historischen Referenzen aus der MAK-Sammlung veranschaulicht sie, wie sich Sonne und Sonnenenergie in unseren Objekten und Ritualen manifestieren und spürt dabei auch hier den poetischen Qualitäten nach. In der zentralen Installation Copa Solar (2021) – ein Solarpark macht Urlaub – lädt die Designerin die Besucher*innen ein, auf ihrem „Sonnendeck“ Platz zu nehmen und die Kraft der Sonne zu genießen. Statt Solarpaneelen sind es allerdings weiche Handtücher, die die Unterlage zum Relaxen bieten. Pichlbauer greift dabei die typische Ästhetik von Solarkollektoren auf, verformt ihre strengen Raster aber zu weichen Mustern. Das Projekt entstand in Kooperation mit Vossen.

Die Sonne nutzen

Im weiteren Ausstellungsverlauf entwickelt Johanna Pichlbauer eine Geschichte der Sonnennutzung aus Objekten der MAK-Sammlung. Die Collagen und Zitate spielen auf unterschiedliche Assoziationen mit der Sonne an und zeigen die Anstrengungen, die Menschen unternommen haben, um Sonnenenergie zum Beispiel für die Zeitmessung nutzbar zu machen. Eine Reihe tragbarer Sonnenuhren (entstanden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert), wie eine Zylindersonnenuhr, ein Bauernring, ein ewiger Sonnenkalender oder eine „Habermel’sche Sonnenuhr“ zeugen von innovativen analogen Technologien, die seit der Antike Verwendung fanden. Mit der digitalen Collage Can you please photoshop the sun between my hands? (2021) wird eine von Carl Hagenauer entworfene Bronzefigur zum Meme abgewandelt und die Obsession der Menschen für das Naturschauspiel der auf- bzw. untergehenden Sonne thematisiert.

Johanna Pichlbauer studierte an der TU Wien Maschinenbau sowie an der Universität für angewandte Kunst Industriedesign (Fiona Raby, Anab Jain). Sie ist als Designerin in Wien tätig. In ihren Objekten, Installationen, Videos und sogar einem Theaterstück setzt sie sich mit Robotik, Datensouveränität, künstlicher Intelligenz und eben der Interaktion zwischen Mensch und Maschine auseinander. Ihre Werke waren Teil von Gruppenausstellungen, unter anderem im Design Museum Holon (Israel) oder im Vitra Design Museum, und bei zahlreichen Festivals vertreten, darunter die Triennale di Milano, die Vienna Design Week oder die Jerusalem Design Week. Johanna Pichlbauer ist Lehrbeauftragte an der TU Wien (Institut für Human Computer Interaction) und eine der Organisator*innen von Design in Gesellschaft, einer Ateliergemeinschaft in Wien.


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