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Wenn ein Stuhl Feuer fängt

von Markus Schraml

Die traditionelle japanische Verkohlungstechnik Shou sugi ban wird üblicherweise dazu verwendet, um Holzverkleidungen in der Architektur zu stärken. Note Design Studio hat diese Technik auf Stühle angewendet. Im Zuge von Experimenten mit dem Candid Chair, den die Designer für Zilio entworfen haben, wurde getestet, ob das Eschenholz durch Beflammen in eine fleckenfrei schwarze Oberfläche verwandelt werden könnte, die nicht mehr lackiert werden muss. Dabei entdeckte das Note-Team, dass eine vorsichtige Anwendung dieser Technik eine schöne Wirkung auf das Holz hat. Es verdunkelt die Oberfläche und betont die Textur der Maserung.

Shou sugi ban ist eine anspruchsvolle Hands-On-Technik, bei der Holz einer offenen Flamme ausgesetzt wird, die nur die weichen Holzschichten verbrennt und härteres Holz unberührt lässt. Die Flammenwirkung verstärkt nicht nur das Holz, sondern wertet es auch optisch und strukturell auf. Durch Änderung der Flammenintensität und Anwendungsdauer lassen sich verschiedene ästhetische Effekte erzielen.

Note Design Studio burns Candid Chair
Wenn ein Stuhl Feuer fängt, kann das auch positive Ergebnisse zeitigen. © Note Design Studio

Das Experiment

Für dieses Projekt hat Note eine frühere Arbeit buchstäblich in Brand gesetzt. Der Candid Chair, eines der beliebtesten Designs, den das Studio für Zilio A&C entworfen hatte, ist ein robuster, minimalistischer und anpassungsfähiger Stuhl, der vollständig aus Eschenholz besteht – was ihn zum idealen Kandidaten für einen Feuerversuch machte. Nachdem zunächst ein paar kleinere Holzstücke testweise verkohlt wurden, ging Note zum kompletten Stuhl über. Dabei entdeckte das Team, dass durch das Verbrennen des Holzes einige verblüffende ästhetische Effekte erzielt werden konnten, die zwar nicht das beabsichtigte Ergebnis brachten, aber eine unverwechselbare Schönheit entfalteten. Neben der erwarteten Schwärzung erzeugte das Brennen auch eine verkohlte Optik und Textur, die die bereits in der Holzmaserung vorhandene natürliche Farbe und Musterung unterstrich.

„Ich liebe es, wie das Brennen, das natürliche Muster im Holz verstärkt, was den Ausdruck so viel dynamischer und jeden Stuhl einzigartig macht“, betont Malin Engvall, Designerin im Note Design Studio.

Die Ergebnisse dieser Versuche wurden auf Note Editions veröffentlicht, der Direktverkaufsplattform des Studios für experimentelle Projekte und limitierte Editionen. Es stehen drei Versionen zur Verfügung: Blonde (unbehandeltes Holz), verbrannt (verkohlter Holzrahmen) und Black (vollständig verkohlt). Es ist ein Trio von Stühlen, von denen jeder einen anderen Teil der Shou-sugi-ban-Geschichte erzählt.

Der ideale Kandidat für das Experiment war der Candid Chair, den Note für Zilio A&C designt hat. © Note Design Studio

Experimente führen zu überraschenden Ergebnissen

Das Stockholmer Designstudio Note hat seinen internationalen Ruf auf einer Philosophie des Experimentierens aufgebaut. Durch die Erforschung der Möglichkeiten von Materialien und Prozessen, anstatt daran zu arbeiten, ein vordefiniertes Endprodukt herzustellen, bringt das Team immer wieder ungewöhnliche Designs zustande. „Experimentieren liegt in unserer DNA. Bei jedem Projekt versuchen wir, neue Wege zu gehen. Es kann manchmal mühsam und zeitaufwendig sein, aber wir lernen so viel aus unseren Fehlern – oft ist ein Scheitern die Geburtsstunde von etwas Neuem“, sagt Kristoffer Fagerström, Partner im Note Design Studio.


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