Home Architecture Wie kann die Akustik im Büro verbessert werden?

Wie kann die Akustik im Büro verbessert werden?

von Markus Schraml
Decampo, Preform

Der durchschnittliche Geräuschpegel in modernen offenen Büros liegt bei 60 bis 80 Dezibel. Empfohlen sind jedoch lediglich 45 dB. Zu laute Büros erschweren die Konzentration sowie Kommunikation und stören damit sowohl die Einzel- als auch die Zusammenarbeit. Das belastet nicht nur die Mitarbeiter*innen-Gesundheit, sondern wirkt sich auch negativ auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens aus. Raumakustik-Expert*innen betrachten bei diesem Thema neben dem Geräuschpegel auch die Nachhallzeit, die für die Sprachverständlichkeit in einem Raum entscheidend ist.

Um ein Büro akustisch angenehmer zu machen, können eine Reihe von Maßnahmen gesetzt werden. So kann Lärm durch die Installation von Akustikabsorbern in Form von Decken- und Wandpaneelen, Raum-in-Raum-Systemen oder einfachen Stellwänden bzw. Tischabsorbern verringert werden. Akustikspezialisten wie Preform sehen das größte Problem nicht im Lärm, sondern dass sich Kolleg*innen untereinander akustisch schlecht verstehen. Die Sprachverständlichkeit kann mit Einbauten zwar erheblich verbessert werden. Noch mehr positive Effekte können aber erzielt werden, wenn Arbeitsplatz-Mikroumgebungen geschaffen werden. Dafür plädieren die belgischen Büroakustik-Expert*innen von BuzziSpace. Je nach Arbeitsaufgabe kann die Akustik genau darauf abgestimmt werden.

Wichtigster Punkt – Sprachverständlichkeit

Um eine hervorragende Sprachverständlichkeit zu erreichen, sollte die Nachhallzeit durch absorbierendes Material angepasst werden. Es muss verhindert werden, dass Schallwellen im Raum hin- und herschwappen. Das kann je nach Raum unterschiedliche Maßnahmen erfordern und hängt von der Größe des Raums, der Raumtemperatur und bereits vorhandenen absorbierenden Gegenständen ab – wie bestimmte Materialien, Objekte und Personen.

Stellenwert der Psychoakustik

Preform-Akustik-Experte Oliver Bader weiß, dass zum Beispiel in Büros, in denen nur eine Person arbeitet, der Fokus eher darauf liegt, gut verständliche Telefongespräche führen zu können. Während in Mehrpersonenbüros unbedingt Stellwände eingesetzt werden sollten: „Denn, anders als in Einzelbüros, ist es hier wichtig, den Schall anderer zu minimieren“, erklärt Bader. Bei Unternehmen habe sich in den letzten Jahren immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Akustik in Büroräumen ein wichtiges Thema ist und deshalb werde darin auch investiert. „Hierbei spielt natürlich die Psychoakustik eine große Rolle. Wenn sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, wird ihre Arbeitsleistung gesteigert, sie können sich besser konzentrieren und auch die physische und psychische Belastung kann reduziert werden“, erläutert Bader.

Akustik-Leuchten

Auch wenn eine grundsätzliche akustische Planung für Büroräume anzuraten ist, können nachträgliche Maßnahmen die Raumakustik stark verbessern. Raumteiler, Wandpaneele und vor allem von der Decke abgehängte Lösungen können rasch montiert werden. Letztere Variante gibt es auch als Kombination mit Leuchten. Etwa Prelight von Preform oder die akustischen Leuchten von BuzziSpace. BuzziJet beispielsweise kann durch den großen Durchmesser und das zylindrische Design Geräusche optimal dämpfen. Mit einer hohen Dichte an akustischem Material ist diese Beleuchtungslösung auf dem gesamten hörbaren Spektrum wirksam – von tiefen über mittlere bis zu hohen Tönen. Auf der jüngsten NeoCon in New York stellte BuzziSpace auch eine Erweiterung seiner BuzziProp-Leuchtenfamilie vor. BuzziProp Beam eignet sich für Konferenzräume oder Lobbys.

Lärmschutz durch Vorhänge

Akustisch vorteilhaft können nicht nur Paneele oder verschiebbare Wände sein, sondern auch Vorhänge. So präsentierte Création Baumann unlängst das „Acoustic Divider Vario“-System mit „Noiseblocker“-Technologie. Dafür setzte der Schweizer Textilspezialist auf einen selbst entwickelten Kern aus synthetischem Kautschuk als schalldämmende Membran. Damit kann laut Hersteller eine Reduktion von 23 dB erreicht werden. Für das dreilagige Trennvorhangsystem wird der „Noiseblocker“ auf der Vorder- und Rückseite mit je einer Lage Akustikstoff umgeben. Dieser Vorhang eignet sich perfekt für temporäre Zonierungen.

Akustischer Vorhang: „Acoustic Divider Vario“-System mit „Noiseblocker“-Technologie. © Création Baumann, Foto: LAUSCHSICHT

Schallabsorber als Dekorationselement

Die meisten schallabsorbierenden Lösungen sind funktionell und zurückhaltend gestaltet. Es gibt aber auch Designs, die das Praktische mit dem Dekorativen verbinden. Bestes Beispiel dafür ist die Soundwave®-Kollektion von Offecct. Das sind akustische Paneele, die von zum Teil weltbekannten Designer*innen wie Karim Rashid oder Jean-Marie Massaud gestaltet wurden. Der neueste Zuwachs kommt von Layla Mehdi Pour, die mit „Jasmine“ Paneele in Dreiecksform kreiert hat. Die in Turin lebende Iranerin sagt, dass sie immer versucht, den poetischen Rhythmus der Natur einzufangen, um diesen dann mit eher geometrischen Formen zu kombinieren. „Als ich Jasmine entwarf, habe ich mich von natürlichen Elementen inspirieren lassen, die in ihrer Großform unregelmäßig erscheinen mögen, aber im Detail eine wunderbare Präzision und regelmäßige Struktur aufweisen. In diesem Fall bin ich in erster Linie von Blumen ausgegangen und habe sie zu einem konkreten Produkt mit spielerischem Charakter entwickelt“, erklärt Pour.

Layla Mehdi Pour hat für die schwedische Office-Marke Offecct die Akustik-Paneele „Jasmine“ designt. Foto © Bjorn Ceder

Wohlfühlfaktor – gute Büroakustik

Um guten Sound in einem Raum zu erreichen, müssen drei Punkte im Hinblick auf die sich ausbreitenden Schallwellen berücksichtigt werden: Absorption, Dämpfung und Diffusion. Das heißt, Geräusche im Raum werden entweder geschluckt, gedämpft oder zerstreut, um dadurch den Raumklang und vor allem die Sprachverständlichkeit zu verbessern. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung schreibt in ihrer Informationsbroschüre „Akustik im Büro“, dass Lärm im Büro von den Beschäftigten als „Störfaktor Nummer eins“ genannt wird. In einer zunehmend hybriden Arbeitswelt (Büro / Homeoffice) müssen Büros attraktiver gestaltet werden, damit Mitarbeiter*innen gerne dorthin zurückkehren. Gute Raumakustik ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich so etwas wie ein Wohlfühlklima am Arbeitsplatz überhaupt einstellen kann.


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