Home Creation Bauhausjahr: Mies van der Rohes S 533 neu interpretiert

Bauhausjahr: Mies van der Rohes S 533 neu interpretiert

von Markus Schraml
Thonet 100 Jahre Bauhaus

Das Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 wirft lange Schatten voraus. Für Deutschland ist es wohl das bedeutendste Kulturereignis des nächsten Jahres und dementsprechend groß ist die Anzahl an Projekten, Ausstellungen und Programmen, die unter dem Motto 100 Jahre Bauhaus an diese Gestaltungsrevolution erinnern.

Auch Möbelhersteller, die in der Bauhaus-Tradition stehen und diese Gestaltungsphilosophie bewahren, fördern und weiterentwickeln, begehen das Jubiläumsjahr schon im Vorfeld. Neben Firmen wie Knoll International und Tecta blickt Thonet auf die längste Verbindung zu Bauhausmöbeln und deren Entwicklern zurück. Der Bugholzspezialist befasste sich schon früh (ab 1930) mit dem Thema Stahlrohr und richtete in Frankenberg eine eigene Abteilung dafür ein. Im folgenden entwarf Marcel Breuer Stuhlmodelle, die auf dem von Mart Stam entwickelten Prinzip des Kragstuhls basierten. Dabei verhalf die Verbindung aus Gewohntem, wie Bugholz (Sitz und Lehne) und ein Bezug aus Wiener Geflecht, und dem bisher unbekannten Material Stahlrohr den neuen Möbeln zum Durchbruch. Im Thonet-Portfolio finden sich heute Entwürfe sowohl von Breuer als auch von Stam und Mies van der Rohe.

Die Funktion des Schwingens hatte erstmals Ludwig Mies van der Rohe in seinem Stuhl aus dem Jahr 1927 präsentiert. (Mart Stams früher entwickelter Kragstuhl war starr. Dem künstlerischen Urhebers des Freischwingers kam es anfangs nur auf die Form an.) Dieser Freischwinger, der heute als S 533 F im Thonet-Programm firmiert, wird nun in einer limitierten Jubiläumsedition herausgegeben. Das Hamburger Designduo Besau-Marguerre hat dafür zwei neue Ausführungen entwickelt, die durch genau abgestimmte Farben und Materialien die Ikone in die Jetztzeit holen. Eine Variante glänzt mit einem Gestell aus Perlglanzchrom und anthrazitfarbenem Leder, die zweite Version begeistert in mattem Champagnerchrom und roséfarbener Garnitur. Die skulpturale und doch sachliche Geste Mies van der Rohes wird dadurch mit einem warmen, äußerst zeitgemäßen Look versehen.

„Die gezielte Beschränkung beim Einsatz der Materialien, die Eleganz in der Linienführung und die Transparenz in der Wirkung als charakteristische Eigenschaften des S 533 haben uns dazu verleitet, einerseits Mies van der Rohes Motto ,weniger ist mehr’ aufzugreifen, andererseits wollten wir das Sachliche mit Weichheit in Kontrast bringen“, erklärt Eva Marguerre und Marcel Besau ergänzt: „Die Arbeit mit einem solch prägenden Design war für uns eine extrem spannende Aufgabe. Waren die meisten Entwürfe aus den 1920er-Jahren eher schlicht und funktional, so spürt man bei diesem Sessel deutlich die Handschrift des Architekten: Mies kombiniert hier Funktionalität und Komfort mit zeitloser Ästhetik – und genau diese wollten wir in die Gegenwart holen. Dabei fiel uns die Wandlungsfähigkeit des Bauhaus-Klassikers auf, sodass schnell klar war: Der S 533 F hat mehr als eine Neuinterpretation verdient. So kamen wir auf die Idee des Pärchens“. Die beiden Stühle funktionieren sowohl als Solitäre als auch in Kombination.

Das besondere am Original wie auch den Jubiläumsausgaben ist die Fähigkeit des Stuhls zum elastischen Federn. Es ist der genialen Idee von Mies van der Rohe zu verdanken, der den vorderen Teil des Stahlrohrgestells als großen Bogen aus federhartem Stahlrohr konzipierte. So passt sich der S 533 der Bewegung des Menschen an, dadurch kann auf eine zusätzliche Polsterung verzichtet werden. Die Neuinterpretationen des S 533 F sind ab September in einer limitierten Auflage von je 100 Stück erhältlich.

Übrigens – das Eröffnungsfestival zum Bauhausjahr 2019 findet in Berlin statt und dauert neun Tage (16. – 24. Januar 2019). Mehr Infos zum vielfältigen Jubiläumskalender gibt es hier.

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