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Design im Ausstellungsformat – all across Europe

von Markus Schraml
Downtown Denise Scott Brown

Das Schöne an Europa ist die hohe Wertschätzung der eigenen und anderer Kulturen in diesem westlichsten Zipfel Asiens. In Form von Ausstellungen wird den faszinierenden Hervorbringungen aus Kunst, Architektur oder Design auf konzentrierte visuelle Weise gehuldigt. Die Palette reicht dabei von kleinen lokalen Ereignissen bis zu Veranstaltungen in Metropolen, die die Massen anziehen. Aus dem Bereich Design gibt es derzeit über ganz Europa verstreut eine Reihe von sehenswerten Ausstellungen. Im Folgenden präsentieren wir eine kleine feine Auswahl.

Starten wir in der Heimat von formfaktor, in der Steiermark. Das Land im Osten Österreichs hat eine bemerkenswerte Designszene. Oft sind die Produkte, die von der steirischen Kreativwirtschaft und engagierten Unternehmen in die Welt gesetzt werden im Ausland bekannter als im Land selbst. Diesem Manko will das Projekt Styrian Products entgegenwirken. Den Veranstaltern von Creative Industries Styria (CIS) geht es dabei auch darum, zu verdeutlichen, welch hohen Anteil Design an der Produktentwicklung und am Produkterfolg hat. Noch bis zum 30. November läuft die erste Schau dieser Ausstellungsserie in St. Margarethen an der Raab bei XTEC. Im Rahmen der Eröffnung sagte CIS-Geschäftsführer Eberhard Schrempf: „Die Ausstellung macht steirisches Design sowie den gesamten Designprozess sichtbar und liefert kraftvolle Beispiele für die designgetriebene Wertschöpfungskette ,Created in Styria – produced in Styria – sold worldwide‘. Dieses Bewusstsein wollen wir in allen Regionen der Steiermark wecken und verankern.“ Eine Besonderheit dieser Ausstellung ist, dass steirische Produktionsstätten als Ausstellungsräumlichkeiten fungieren. Das Thema Design wird recht weit gefasst – von Möbeln, Leuchten über Mode bis hin zu Flaschen und Rasenmähern macht die Schau auch den Designprozess greifbar. (XTEC GmbH, Innovationspark 2, 8321 St. Margarethen / Raab, Eintritt frei)

Noch bis zum 31. Dezember ist im Pariser Centre Pompidou die große Tadao Ando-Restrospektive zu sehen. Die Ausstellung begibt sich auf die Suche nach den kreativen Prinzipien des japanischen Architekten und beschreibt seine Vorliebe für einfache geometrische Formen, die Integration von Licht und Wasser in seine Raumgestaltungen sowie die physische Raumerfahrung, die seine Baukunst vermittelt. Andos Architektur liegen tief greifende Gedanken über die Beziehung zwischen Dimension, Höhe, Oberfläche und dreidimensionale Volumina zugrunde. Die Ausstellung über den Pritzker-Preisträger wird von einem 256 Seiten starken Katalog begleitet. (Tadao Ando, The Challange – Centre Pompidou, Paris, Galerie 3, Ebene 1, bis 31. Dezember 2018)

Im Finnischen Nationalmuseum wird derzeit nichts weniger als 10.000 Jahre Design beleuchtet. Unter dem Titel „10.000 Years of Design – Man, Matter, Metamorphosis“ wird versucht, die Beziehung des Menschen zu Objekten und zu der ihn umgebenden Welt darzustellen. Die Ausstellungsmacher gehen davon aus, dass finnisches Design auf jahrtausendelangem Wissen der natürlichen Materialien basiert und zeigen deshalb Entwürfe und Objekte aus der fernen Vergangenheit bis in die Gegenwart. Die Objektsammlung des Museums (an die 250 Stücke) wird so präsentiert, dass sie – obwohl die Exponate aus völlig verschiedenen Zeiten stammen – eine dynamische Einheit bildet, in der die Vergangenheit stets präsent ist und permanent die Zukunft beeinflusst. Die Interaktion zwischen den drei Schlagworten des Ausstellungstitels „Mensch, Materie, Metamorphose“ wird als Grundlage für die Entstehung von Objekten verstanden. Die Ausstellung gibt einen kaleidoskopischen Überblick über die materielle, kulturelle und technologische Entwicklung des Designs in Finnland. (Finnisches Nationalmuseum, Helsinki, bis 24. Februar 2019)

Von Linz nach Berlin. Die Ars Electronica ist bereits zum siebten Mal mit einer Ausstellung im DRIVE. Volkswagen Group Forum in Berlin Mitte zu Gast. Mit „ERROR – The Art of Imperfection“ wird das diesjährige Thema des Ars Electronica Festivals aufgegriffen und die Aspekte Irritation, Kontrolle, Wert und Ordnung vertieft. Die Ausstellung thematisiert brandaktuelle Sachverhalte, wie etwa das Verschwimmen von Fakten und Falschmeldungen (Facts and Fakes), die sich verändernden gesellschaftlichen Regeln und Normen oder das Verhältnis von Fehlschlägen und Innovationen. In allen dargestellten Projekten von Künstler*innen aus der ganzen Welt geht es nicht nur um den Stellenwert des „Errors“, sondern auch darum, was eigentlich in der jeweiligen Situation überhaupt ein „Error“ ist und wie er im Hinblick auf einen bestimmten Bezugspunkt interpretiert wird. (ERROR – The Art of Imperfection, bis 17. Februar 2019, DRIVE, Berlin Mitte)

Im Red Dot Design Museum in Essen startet am 6. Dezember eine Ausstellung unter dem Titel „Design in the Age of Big Data“. Gezeigt werden Designs intelligenter Produkte, wie Scanner, Sensoren, Fitness-Tracker, medizinische Geräte, Roboter und Drohnen. In der Schau geht es um das Zusammenspiel von Datenströmen, Technologie und Mensch und darum, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf das Design von Produkten und das Leben der Menschen generell hat. Die Inspirationsquelle für diese Ausstellung ist der Artikel „Home Ex Data“ von Professor Dr. Peter Zec, dem CEO des Red Dot Design Awards, der in einem Katalog im letzten Jahr veröffentlicht wurde und wo zu lesen ist: „Nach dem Homo sapiens und dem Homo faber entsteht ein neuer Menschentypus, der Homo ex data, dessen Lebensumstände durch die Generierung und den Transfer von Daten bestimmt werden.“ Die Schau verdeutlicht, wie stark der digitale Einfluss tatsächlich geworden ist: Von Datenerfassung und Datenverarbeitung über die Steuerung intelligenter Produkte bis hin zu Robotern und VR-Geräten reicht das Feld. Dabei stehen die Produkte nicht mehr für sich alleine, sondern oft sind sie in Daten verarbeitende (Service-)Systeme eingebunden. Für Designer*innen geht es dabei um die Gestaltung der Kommunikation und Interaktion von Produkten untereinander sowie zwischen Mensch und Produkt bzw. dem dahinter stehenden System. (Design in the Age of Big Data, Red Dot Museum Essen, bis 3. März 2019)

Unlängst wurden die Gewinner der Beazley Design of the Year 2018 bekannt gegeben. Die begleitende Ausstellung im Londoner Design Museum ist in jedem Fall einen Besuch wert. Dort sind nicht nur die Kategorie-Sieger und der Gesamtgewinner (Counter Investigations von Forensic Architecture) zu sehen, sondern alle Nominierten. Dabei gewährleistet die Bandbreite der gezeigten Designs aus den unterschiedlichsten Bereichen eine fundierte Zusammenschau im Hinblick darauf, was zeitgenössisches Design alles leisten kann und muss. (The Design Museum, 224-238 Kensington High Street, London, bis zum 6. Januar 2019).

Hier geht es zum Artikel über die diesjährigen Gewinner der Beazley Designs of the Year.

 

Zurück auf den Kontinent und nach Österreich ins Architekturzentrum Wien. Dort läuft derzeit „Downtown Denise Scott Brown“. Die 87-jährige US-amerikanische Architektin ist der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt – zu Unrecht, ist sie doch eine wichtige Vertreterin postmoderner Architektur. Sie hat durch ihre Leistungen ein Verständnis für die Komplexität von Stadtplanung zu einer Zeit neu definiert, in der Architektur großteils in Form von Solitärbauten umgesetzt wurde. Mit ihrem Ehemann Robert Venturi gehört sie zu den einflussreichsten Architekt*innen des 20. Jahrhunderts. Dieser Einfluss ist unter anderem durch ihre Lehrtätigkeit und ihre architektur-theoretischen Schriften begründet. So entstand etwa aus ihrem Forschungsprojekt zu Las Vegas das Buch „Learning from Las Vegas“, dessen wegweisender Charakter bis heute nachwirkt. Dem urbanistischen Ansatz der Architektin entsprechend ist die Ausstellung im Architekturzentrum als urbaner Ort aufgebaut. Rund um einen großen Brunnen wurde ein städtischer Platz gestaltet – mit Cafés, Marktstand und Geschäften. Mit Objekten, Fotos, Collagen, Plänen und Videos spannt die Ausstellung den Bogen von der Kindheit Denise Scott Browns in Afrika über ihre ausgedehnten Studienreisen und berühmten fotografischen Projekten bis hin zu ihren architektonischen und urbanistischen Arbeiten. (Downtown Denise Brown, AzW, bis 18. März 2019, Kuratorinnen: Angelika Fitz, Katharina Ritter)

Downtown Denise Scott Brown
Denise Scott Brown vor der Skyline von Las Vegas, 1972. © Foto: Robert Venturi
Downtown Denise Scott Brown
Verwaltungszentrum von Denise Scott Brown in Toulouse, Frankreich, 1999, © Foto: Matt Wargo
Downtown Denise Scott Brown
Mielparque Nikko Kirifuri Hotel und Spa, Nikko, Japan, 1997 Bild: Foto: Matt Wargo
Denise Scott Brown
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Format eines Reiseführers. „Your Guide to Downtown Denise Scott Brown“ erläutert die Entstehungsgeschichte der Ausstellung und führt in verschiedenen Routen durch Leben und Werk der Architektin, begleitet von einem bislang unveröffentlichten Gespräch. Cover-Fotos: Robert Venturi und Denise Scott Brown, Grafikdesign: Jeremy Tenenbaum.

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