Die Arbeiten des Designerduos mischer‘traxler lösen bei Betrachtern oftmals spontanes Staunen aus. Diesem vordergründigen Schauwert liegen immer sozial- und/oder umweltkritische Themen zugrunde. Das emotionale Erlebnis dient als niederschwelliger Einstieg in komplexere Fragestellungen. Katharina Mischer und Thomas Traxler waren mit Installationen und Objekten bereits im V&A Museum, bei der Triennale Milano oder der London Design Biennale zu Gast. Ihre von Anfang an experimentelle und konzeptionelle Herangehensweise hat ihnen viel Freiraum in der Gestaltung auch bei Auftragsarbeiten beschert. Arbeiten von mischer‘traxler wurden unter anderem in die permanenten Sammlungen des Art Institute Chicago, des Vitra Design Museum und Wiener MAK aufgenommen. 2019 feiern sie ihr zehnjähriges Studio-Jubiläum in Wien. Im ausführlichen Interview sprechen die beiden über Arbeitsprozesse, Spontanität und die Vermittlerfunktion des Designers.
formfaktor: 10 Jahre mischer‘traxler. Was gab „damals“ den Ausschlag das Studio zu gründen?
Thomas Traxler: Wir haben ja gemeinsam den Bachelor und den Master gemacht. Schon in den ersten Sommerferien im Bachelorstudium haben wir angefangen, gemeinsam Projekte zu machen. Einfach aus Spaß. Und dann haben wir immer mehr gemeinsam auch an den Projekten für die Uni gearbeitet. Als wir dann mit dem Studium fertig waren …
Katharina Mischer: … 2008
Thomas: … 2008 in Eindhoven, haben wir überlegt, was wir machen und in welcher Stadt. Der Plan war dann, dass wir unser eigenes Ding machen, zum einen, weil unsere Abschlussarbeiten gut angekommen sind und zum anderen, weil wir uns gedacht haben, wenn wir es nicht jetzt probieren, wann dann – weil man hat ja nichts zu verlieren. Man ist es gewohnt, dass man kein Geld hat, dass man mit wenig Platz auskommen muss, man hat keine Fixkosten, man hat kein Auto …
Katharina: … und man hat nur für sich selbst Verantwortung. Wir hatten eben das Glück, dass unsere Abschlussarbeiten jeweils ausgewählt wurden und wir sie bei unterschiedlichen Festivals zeigen konnten. Es war einfach der logische Schritt zu sagen – wir probieren es einfach.
formfaktor: Gab es in der Anfangszeit Durststrecken?
Katharina: Es kam uns damals nicht wie eine Durststrecke vor. Jetzt im Nachhinein weiß man natürlich, mit wie wenig wir herumgewurschtelt haben. Wir haben ja in der Wohnung angefangen, eine günstige Wohnung in Floridsdorf mit 80 m². Da konnten wir gleich in der Wohnung arbeiten. Unser Wohnzimmer war die Werkstatt oder umgekehrt die Werkstatt war das Wohnzimmer. Dann haben wir uns gleich bei der Vienna Design Week um ein Projekt beworben und 2009 haben wir auch unseren ersten kleinen Auftrag über die Vienna Design Week bekommen. Also klein – damals kam er uns groß vor. Das waren die Passionswege. Und davor waren wir bei Festivals und Wettbewerben. Die ersten drei Jahre haben wir uns schon mit Wettbewerben und ein paar Verkäufen von Einzelstücken über Wasser gehalten. Preisgelder ein paar – hie und da.
formfaktor: Welche Karrierestationen waren im Rückblick besonders wichtig?
Thomas: Ich glaub schon, dass das Passionswege-Projekt wichtig war …
Katharina: … zum Ankommen in Österreich vor allem.
Thomas: Dann haben wir bei der Ars Electronica eine Honorary Mention für ein Projekt bekommen. Das war deshalb für uns spannend, weil es in einem anderen Kontext stand. 2011 haben wir den Designer of the Future Award bekommen. Der hat uns auch sehr gut getan. Das war vor allem wichtig für die Sichtbarkeit und als Anerkennung, dass man sieht, der Weg, den man geht, ist richtig.
Katharina: Das ist gut fürs Selbstbewusstsein.
formfaktor: Preise sind eine wichtige Bestätigung?
Katharina: Ja. Wir haben ja damals auch den Staatspreis für Design bekommen. Und der ist in der Kategorie „experimentelles Design“ mit Geld dotiert. Das hat uns schon ein paar Monate geholfen. Das darf man nicht unterschätzen, dass am Anfang die Preisgelder einen boosten können, weil man dadurch die Freiheit bekommt, Projekte umzusetzen, die einem wirklich Spaß machen, mit denen man belegen kann, was man eigentlich machen will. Und nicht schon an Aufträgen arbeitet, die einen in eine bestimmte Richtung drängen. Man kann viel freier agieren, wenn man ein bisschen Luft hat.
formfaktor: Wie wichtig ist diese gestalterische Freiheit, sind selbst initiierte Projekte?
Katharina: Ja, wir haben das Glück, sehr frei arbeiten zu dürfen. Wobei wir viele Projekte haben, die doch im Hinblick auf eine Ausstellung oder auf ein konkretes Briefing passiert sind. Und dann haben wir das Projekt weitergeführt. Es ist nicht so, dass wir sehr viel einfach herumzaubern und aus Jux und Tollerei machen, sondern meistens mit einem gezielten Plan, wo es ausgestellt wird oder wo es eine Kooperation gibt. Aber oft bleibt es einfach ein freies Projekt, weil es ein Versuch war, der dann nicht weitergegangen ist. Aber meistens gibt es eine Plattform.
formfaktor: Welche Unterschiede gibt es in der Herangehensweise an selbst initiierte Projekte und andererseits Auftragsarbeiten?
Thomas: Wichtig waren für uns die Projekte für Perrier-Jouët. Weil das Projekte in einer komplett anderen Dimension waren. Anderes Budget, andere Größe, andere Möglichkeiten. Das war eine Kooperation, die über ein Jahr gegangen ist. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen selbst initiierten Projekten und Commissions, aber wir sind in der glücklichen Lage, dass auch unsere Commissions superfrei sind – zu 80, 90 %. Die Auftragsarbeiten sind so frei, dass sie fast wie ein eigenes, selbst initiiertes Projekt sind. Weil wir kriegen zum Beispiel ein Thema …
Katharina: … bei Perrier-Jouët war es damals Art nouveau, Champagner und der Raum hat 60 m². „Wir hätten gerne, dass das zu Euch passt und zu uns“. Wir haben uns eigentlich nie verbiegen müssen.
formfaktor: Haben die freien Anfangsarbeiten dazu geführt, dass man an mischer‘traxler jetzt schon mit dem Wunsch etwas Besonderes, ganz Eigenes zu bekommen, herantritt?
Thomas: Wir glauben schon. Es hat sich bezahlt gemacht, dass wir in den ersten Jahren sehr frei gearbeitet haben. Auch die Passionswege waren sehr frei, und wir hatten das Glück, dass auch unsere ersten Auftragsarbeiten relativ frei waren.
Katharina: Dadurch konnten wir uns entfalten und natürlich jetzt kommt jeder basierend auf der Vergangenheit zu uns …
Thomas: … und gibt uns wieder Freiheit …
Katharina: … und eigentlich ist es wunderschön gelaufen in der Hinsicht. Es ist eine Mischung aus Glück und harter Arbeit – es braucht halt beides.
Thomas: Das klingt jetzt superperfekt, aber es gibt natürlich auch Projekte, die im Sand verlaufen sind. Oder es war eine Kooperation angesagt, aber dann …
Katharina: … dann wurde es 7 Mal verschoben und irgendwann redet keiner mehr drüber.
Thomas: Es gibt Projekte, wo man anfängt und dann wird es trotzdem nichts. Also ganz so perfekt ist das Ganze auch nicht.
formfaktor: Ist die Arbeit an Installationen ein besonderes Anliegen? mischer‘traxler wurden und werden ja recht häufig dazu eingeladen.
Katharina: Teilweise sind ja die Produktionsprozesse, die wir haben für manche auch schon Installationen, aber für uns war das eher eine Notwendigkeit, weil wir belegen wollten, dass Designer nicht nur das Endresultat im Blick haben, sondern den ganzen Produktionsprozess davor auch. Deshalb haben wir einige Maschinen gebaut. Manche haben eben diese Maschinen gleich als Installation betrachtet, was für uns nie der Sinn und Zweck dieser Arbeit war. Die erste richtige Installation war der Auftrag von Perrier-Jouët „Ephemerā“. Da war ja der Auftrag, die Champagnerfirma zu repräsentieren. Uns war klar, wenn wir jetzt nur zum Beispiel einen schönen Lehnstuhl machen, ist das kein Erfahrungswert. Eine Firma zu repräsentieren, bedeutete für uns, den Besuchern ein Erlebnis mit nach Hause zu geben. Über dieses Erlebniskreieren sind wir ins Thema Installation hineingestolpert. Man kann ein Erlebnis auch mit etwas Statischem schaffen, aber es bietet sich eher Licht und Bewegung an.
Thomas: Es gibt sehr viele Möglichkeiten, dass jemanden als Betrachter etwas berührt. Der Unterschied bei Installationen ist, glaube ich, dass man innerhalb einer Sekunde eine Emotion, ein Gefühl hat, das man nicht wirklich hinterfragen kann. Man kann danach hinterfragen, aber der erste Eindruck ist spontan und ehrlich. Also zum Beispiel in Miami, als wir den Tisch aufgebaut haben, gab es eine Choreografie, die der Tisch gemacht hat, wenn niemand dabei war. Wir haben das also alles getestet und da war ein Mann dabei, der die Wände ausgemalt hat. Der stand da und hat sich das angeschaut – das dauert so 2 Minuten – und zum Schluss fängt er an zu klatschen. Uns ist das Herz aufgegangen – das war einer der schönsten Momente.
Katharina: So etwas funktioniert zwar auch mit einem statischen Objekt, aber da braucht man eine Erklärung dazu, dann reagieren viele Menschen auch sehr offen. Bei Installationen aber kommt die Erfahrung automatisch, ohne dass man darüber nachdenken muss. Die Installation geht zuerst in den Bauch und dann ins Hirn, bei Objekten ist es umgekehrt.
Thomas: Das heißt aber nicht, dass uns das Hirn nicht wichtig ist. Denn unsere Installationen haben schon einen theoretischen Vermittlungshintergrund. Es geht um gewisse Themen. Der „Ephemerā“-Tisch zum Beispiel, da ging es um vom Aussterben bedrohte Pflanzen. Bei der „Curiosity Cloud“ ging es um dasselbe, nur mit Insekten. Bei „LeveL“ ging es um Utopie und Fragilität und den Einfluss, den man selbst hat. Das Erste ist also der Bauch, aber danach sollte man sich darüber mehr Gedanken machen.
formfaktor: Um solche Bewegungen und Bewegungsabläufe in die Installationen einzubauen, bedarf es doch einiges an Knowhow?
Thomas: Ich habe eine HTL für Automatisierungstechnik gemacht. Da wird einem allerdings beigebracht, in einem Tunnel zu denken. Da gibt es drei Anforderungen: so schnell wie möglich, so langlebig wie möglich und so billig wie möglich. Aber gepaart mit Fähigkeiten, die Design mitbringt, kann man das nutzen. Wir arbeiten dann schon immer mit einem Programmierer zusammen. Wir machen die Hardware, der Programmierer macht die ganze Elektrotechnik.
formfaktor: Viele stellen Installationen in den Bereich der Kunst. Wie seht ihr das Verhältnis von Design und Kunst?
Katharina: Wir sehen das überhaupt nicht so eng. Wir sind eigentlich Designer. Wir reagieren auf den Kontext. Wenn also ein Kunde kommt und ungefähr weiß, was er will, reagieren wir darauf. Wir versuchen im Dialog etwas zu finden, mit dem wir superglücklich sind, mit dem aber auch unser Gegenüber bekommt, was er wollte. Ich glaube, dass das bei Künstlern noch viel freier ist, obwohl wir eh schon sehr frei arbeiten. Viel geht heute in die Richtung Erlebnisse schaffen, auch für Firmen, die an sich nichts produzieren, aber trotzdem auf sich aufmerksam machen wollen. Da kann ein Designer besser darauf reagieren, weil er einfach gewohnt ist, mit Briefings umzugehen.
Thomas: Ich glaube, unser ganzer Prozess – wie wir denken, wie wir arbeiten – ist komplett Design. Es geht immer um diesen Dialog. Der Designer ist immer zwischen dem Auftraggeber und dem Betrachter oder dem Kunden. Wir sind also vom Zugang her, Designer. Ob man das Ergebnis dann als Kunst kategorisiert, liegt im Auge des Betrachters und ist uns eigentlich wurscht.
Katharina: Eines unserer ersten Projekte für eine Galerie waren die „Relumine“. Das war schon an der Schnittstelle: Kunst – Design. Uns war dabei wichtig, dass jeder das Leuchtmittel im Bauhaus nachkaufen kann. Der Galerist sagte: „Warum macht ihr das nicht mit Neon, das wäre doch viel leichter“. Und wir sagten: „Und wenn die Röhre hin ist, ist die Lampe hin – oder wie“. Wir stellen uns halt vor, dass das jemand zu Hause hat und wie kann es von dem Besitzer gewartet werden. Ich glaube, da kommt ganz viel Designdenken rein. Einem Künstler ist es vielleicht egal, ob und wie es zu reparieren ist.
Thomas: Vielleicht auch nicht.
formfaktor: Gute Kunst ist kritisch. Und viele Projekte von mischer‘traxler sind ebenfalls gesellschaftskritisch oder greifen Umweltthemen auf …
Thomas: Wir sagen oft, unsere Arbeiten sind wie dreidimensionales Kommunikationsdesign. Ein Thema wird aufgearbeitet und wir hoffen, dass wir es dem Betrachter oder dem Käufer mit unserer Arbeit näherbringen können. Damit er, sie sich mit dem Thema dann auseinandersetzt.
Katharina: Oder sich neue Fragen stellt.
Thomas: So gesehen, sind unsere Arbeiten, auch wenn sie kritisch sind oder wenn sie Fragen aufwerfen, Design.
Katharina: Wir wollen Objekte schaffen, die einem im täglichen Leben begegnen. Über diese Objekte versuchen wir, Themen aufzugreifen oder Geschichten zu erzählen. Manche sind dann eben etwas künstlerischer und andere etwas pragmatischer. Aber wir sehen uns einfach als Designer.
formfaktor: Ihr ward an der Kick-off Diskussionsveranstaltung im Rahmen des MAK FUTURE LAB in Wien beteiligt. Wo unter anderem die Designerperspektive angemahnt wurde, um mit den vielen Problemen in der Welt besser umzugehen. Was können Designer in dieser Beziehung leisten?
Thomas: Ich glaube schon, dass die Designer die Fähigkeit haben, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten oder andere Verbindungen sehen. Damit können ganz alltägliche Dinge, wieder sehr wichtig werden. Designer können Dinge, Sachverhalte den Menschen näher bringen, sie in den Alltag bringen, sie begreifbarer machen.
Katharina: Wir sehen den Designer immer als Vermittler. Wer soll es am Schluss benutzen, kaufen, betrachten, damit Leben und wer gibt es in Auftrag und warum. Ein Designer agiert genau dazwischen, indem er die Agenda von A nach B bringt und dabei herausfindet, wie man das am besten machen kann. Also wie ein gut designtes Objekt, dass ein Arzt für die Diagnose einsetzt. Im Idealfall erleichtert es die Arbeit des Arztes und gleichzeitig ist es für den Patienten möglichst angenehm. Wenn also das Objekt zwischen den beiden gut designt ist, dann funktioniert das. Das kann man auf ganz viele Bereiche übertragen. Zum Beispiel will eine Firma aus Kostengründen oder Umweltgründen Material bei der Herstellung sparen – gleichzeitig soll aber der Konsument nicht darunter leiden, sondern dadurch sogar einen Mehrwert erfahren. An dieser Schnittstelle agiert der Designer und versucht das irgendwie zusammenzubringen.
formfaktor: Welchen Stellenwert hat die Technologie in Eurer Arbeit?
Thomas: Für uns ist Technologie ein Mittel zum Zweck. Wir haben jetzt nicht vor, dass wir etwas neu erfinden, vielleicht Dinge miteinander verknüpfen, Produktionsprozesse. Aber bei den Installationen ist Technologie nur ein Mittel zum Zweck. Bei „LeveL“ zum Beispiel wollten wir, dass das sehr fragil ist. Man geht rein und alles fängt sich zu bewegen an, dann dimmt sich das Licht, damit der Effekt größer ist. Das wollen wir also erreichen und dann schauen wir, mit welcher Technologie wir das erreichen können. Wir leben im Moment in einer Zeit, wo fast alles möglich ist – oder zumindest gehen wir immer mit dieser Naivität hinein. Und dann ist die Frage: Was ist tatsächlich möglich. Was ist machbar. Was ist realistisch.
formfaktor: Was bedeutet für Euch Innovation?
Thomas: Ich glaube, im Moment braucht es viel Innovation, die aber nicht auf Technologie basiert, sondern dass die Innovation die Menschen zum Denken und Umdenken anregt. Das wäre innovativ.
Katharina: Innovation ist für mich, wenn neue Sachen eine gute Anwendung finden. Weil heutzutage werden Dinge oft falsch angewendet. Zum Beispiel LEDs: Schön und gut, aber ich brauche eigentlich keine beleuchtete Schublade in der Küche, damit das Besteck schöner glänzt. Einerseits sagt man, LEDs können soundso viel Strom sparen, was richtig ist, aber mittlerweile pappen die schon überall drauf, damit es innovativ ausschaut, aber eigentlich ist es eine Katastrophe. Ich glaube, wir müssen uns darauf besinnen, wie wir coole Innovationen sinnvoll nutzen. Wir müssen alle akzeptieren, dass manchmal im Weniger der Mehrwert steckt. Da tun sich auch die Designer schwer, weil wir halt sehr Material-affin und Objekt-affin sind – das steckt in unserer DNA. Aber ich glaube, dass sich auch viele bewusst sind, dass man da umdenken muss.
formfaktor: Wie funktioniert die Arbeitsweise von mischer und traxler? Wer macht was? Wie kann man sich das vorstellen?
Thomas: Das kann man sich furchtbar vorstellen (lacht). Nein – wir sind ja zum einen ein Duo …
Katharina: … weil wir es alleine nicht könnten (lacht) …
Thomas: … privat und beruflich. Zum anderen sind wir zwei plus das Team dahinter. Als Duo hat jeder sein eigenes Bild von einer Sache und dann diskutiert man darüber, sucht die Überschneidungen und schaut, wohin sich das Projekt entwickeln soll.
Katharina: Wir hinterfragen uns gegenseitig immer wieder, weil wir sind beide ein bisschen sturköpfig. Jeder glaubt, seine Ecke ist die richtige und in der Argumentation, wenn jeder den anderen überzeugen will, findet man eigentlich die Stärke im Gedanken des anderen und dann finden wir unseren richtigen Weg.
Thomas: Wenn es dann ein Konzept gibt, werden die Aufgaben schon aufgeteilt. Ich mache alles mit Zahlen, Werkstattzeichnungen, technische Zeichnungen – das mache ich sehr gerne – das macht mich glücklich.
Katharina: Ich mache alles mit Worten und Farbe. Das klingt jetzt furchtbar nach Gender. Aber beim konkreten Bauen sind die Aufgaben wieder gemischt.
formfaktor: Ihr seid 2019 an der Vienna Biennale beteiligt, die Ende Mai beginnt. Was ist Eure Aufgabe bei der Neuaufstellung der MAK Design Labor Ausstellung?
Katharina: Wir cokuratieren die Ausstellung und sind im Dialog mit den zwei anderen Kuratorinnen, Marlies Wirth und Janina Falkner. Wir suchen die Objekte aus und haben den Rundgang bestimmt. Themen festgelegt. Also ein guter Teil kommt eben von unserem Input und was wir als wichtig empfinden. Das ist die eine Sache und die andere betrifft die Ausstellungsarchitektur. Die bleibt zwar erhalten, aber wir versuchen trotzdem, eine neue Gestaltung hineinzubringen, damit, wenn man hinunterkommt ins Untergeschoss, merkt, dass sich etwas getan hat. Und das ist auch unsere Aufgabe.
formfaktor: Welche Projekte sind bei Euch in der Pipeline?
Thomas: Im Moment arbeiten wir für ein Projekt in Berlin – Futurium. Das ist eine permanente interaktive Installation zum Thema: der Einzelne im Netzwerk der Gesellschaft. Im Designmuseum Holon wird es eine Ausstellung geben Ende Mai. Dazu wurden 5 Designer*innen-Duos eingeladen und die Aufgabe war, unseren Designprozess in einem Projekt zu visualisieren. Das ist auch frei und wird auch eine Installation.
Katharina: Dann hoffen wir, dass die „Curiosity Cloud“ noch einmal ausgestellt wird im Mai, aber das ist noch nicht 100 % fix. Außerdem haben wir uns auch für die MAK-Ausstellung aus Hawaii „Plasticglomerates“ kommen lassen. Der Beweis des Anthropozäns. Dort steigt die Lava auf und dadurch entsteht ein Gemisch aus Lavastein, Muschelresten und Plastikmüll – also eine neue Art von Gestein. Und wir wollen jetzt herausfinden, was man mit diesem neuen Material machen kann.
Thomas: Aufgrund des Anthropozäns und unserer Unfähigkeit die Ozeane sauber zu halten, gibt es jetzt eben diese neue Materialform. Wenn wir jetzt herausfinden können, wie man dieses Material sinnvoll verwendet, kommt das Plastik wieder zum Einsatz und die Strände und Meere werden vom Plastikmüll befreit, weil es einen neuen Nutzen dafür gibt. Damit beschäftigen wir uns im Moment.
formfaktor: Zum Abschluss noch die Frage: Was ist die Aufgabe eines Designers, einer Designerin?
Thomas: Die Aufgabe eines Designers kann je nach Projekt komplett unterschiedlich sein. Zum Beispiel wenn wir jetzt im MAK kuratieren, gehen wir trotzdem an dieses Kuratieren als Designer heran. Weil wir einen anderen Zugang haben, als ein Kunstwissenschaftler.
Katharina: Wir haben uns als Credo gesetzt, dass Design im gegebenen Kontext Sinn machen muss. Im Dialog finden wir heraus, was gewünscht oder notwendig ist und versuchen dann die beste Lösung zu finden.
Vielen Dank für das Gespräch!