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Nachwuchs in der Collectible Designszene

von Markus Schraml
Lucas Zito, Singulart

Junge Designer hatten es in den letzten zweieinhalb Jahren schwer. In Krisenzeiten engagieren Unternehmen lieber etablierte Gestalter oder verlängern bereits bestehende Partnerschaften. Deshalb braucht es mehr denn je Wettbewerbe für den Designnachwuchs, wie sie beispielsweise die imm cologne mit dem Pure Talents Contest oder der deutsche Rat für Formgebung mit ein&zwanzig veranstalten. Auch der Lexus Design Award verhilft der nächsten Designergeneration zu mehr Sichtbarkeit. Neben wichtigen Nachwuchsschienen bei Messen sind es vor allem Online-Verkaufsplattformen wie Adorno, auf die Designer angewiesen sind, um ihre selbstinitiierten Produkte einer breiteren Öffentlichkeit verfügbar zu machen.

Die 2017 gegründete Künstler-Plattform Singulart hat ihr Angebot in diesem Frühjahr um Designstücke erweitert. Vor allem JungdesignerInnen finden hier eine Möglichkeit, ihre zum Großteil der Sparte Collectible Design zugehörigen Arbeiten anzubieten. Die FORMFAKTOR-Redaktion stellt sieben Designer vor, die großes Potenzial an den Tag legen:

Der Franzose Lucas Zito hat sich auf das Design von Leuchten durch 3D-Druck spezialisiert. Dabei füllt der Absolvent der Design Academy in Eindhoven den Drucker mit Kunststoff aus in Europa hergestellter Maisstärke. Zito verbindet seinen ökologischen Designansatz mit neuen Technologien. Die Leuchten der Buoy-Serie werden per Hand in Paris hergestellt. Zitos Inspiration dafür kommt vom Auftrieb der Boje, die auf der Wasseroberfläche aufgrund des Flotationsprinzips schwimmt. Buoys sind äußerst stimmungsvoll, wie malerische Lichtgefäße, die aus einer fremden Welt hier aufgetaucht sind.

Buoy heißt eine Leuchtenserie von Zito, die von großer poetischer Kraft erfüllt ist. © Lucas Zito

Macarena Torres Puga wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Stets war die Chilenin von dem Verhältnis zwischen Design und Kunst fasziniert. Die preisgekrönte Designerin konnte ihre Stücke bisher in Chile, Spanien und Italien ausstellen. Der Kreativ- und Herstellungsprozess der studierten Grafikdesignerin zielt darauf ab, negative Umweltauswirkungen durch den Einsatz von wiederverwendeten Materialien zu reduzieren. Kontinuierlich ist Puga auf der Suche nach neuen Techniken und Materialien, um sie in Designs zu verwandeln, die sich an der Grenze zur Kunst bewegen.

BB-Tischwerk ist ein junges Start-up in Bielefeld, das 2018 von Dominik Becker und Tabea Sophie Lehmann gegründet wurde. Ihre Spezialität sind handgefertigte Epoxidharztische und andere Tische aus massivem Holz. Jeder Tisch ist ein Unikat. Bei der Bearbeitung der Holzplatten achtet Becker penibel darauf, die Eigenheiten jedes Baumstammes zu erhalten. Die Kombination mit Epoxidharz gewährleistet, dass dieser Anspruch umgesetzt werden kann und aus dem archaischen Holz Kunstwerke entstehen.

Gewinnerin des Audi Talents 2019 Camille Ménard ist die Gründerin von Agnst Design, einem Pariser Studio, in dem die emanzipatorische Kraft von Design eine große Rolle spielt. Ménards Objekte besitzen Humor und hinterfragen konsumorientiertes Design. Auch die zeitgenössische Kunst sieht sie kritisch. Ihre Arbeit zielt darauf ab, ein Gefühl der Nähe zu schaffen – durch die Interaktion mit dem Designgegenstand.

Der Spanier Sergio Prieto ist Kreativdirektor des Dovain Studio in Lissabon. Schwerpunkt seiner Arbeit ist unter anderem die Suche nach dem spezifischen Ausdruck von Objekten, der beim Betrachter Emotionen auslöst. Die eleganten Möbel und Leuchten sind recht typisch für die Collectible Designszene. Sie werden aus Marmor, Holz und Metall aus der Region hergestellt. Dovain Studio ist entschieden modern, wobei eine Lust zu erkennen ist, Regeln zu brechen.

Das thailändische Label THE EMPTY DINNER wurde von Alisha Phichitsingh gegründet. Sie absolvierte die Parsons The New School of Design mit einem Abschluss in Mode. Während ihrer Zeit bei Parsons erforschte und schuf sie Objekte, die sowohl am Körper als auch als Möbel funktionierten. Nach dem Studium entschied sie sich dafür, in die Welt des Collectible Designs einzutauchen und Kunstmöbel zu kreieren, die eine emotionale Geschichte erzählen. THE EMPTY DINNER verschmilzt unkonventionelle Materialien mit zeitgenössischen Formen. Alishas Arbeiten wurden 2022 auf der Dutch Design Week, der 5VIE Design Week (Fuorisalone) in Mailand und der Bangkok Design Week gezeigt.

Der US-Amerikaner John Vieweg arbeitet an der Schnittstelle von physischem und digitalem Design. Er ist Gründer des Brooklyner Möbelstudios thehighkey, das digitale Technologie nutzt, um einmalige Objekte zu schaffen – seien es auffällige Plüschsofas oder eine Serie von 1.000 Stühlen für das Metaverse. Eines seiner Ziele ist es, das ungenutzte Potenzial von physischen Materialien für die Kunst zu erforschen. Seine erste Kollektion, Relief, wurde in diesem Jahr auf der ICFF Manhattan ausgestellt.

John Vieweg arbeitet für die physische als auch die digitale Welt. Hier auf seinem plüschigen „The Glove“-Sofa. © John Vieweg

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